Rezension

Spannender Auftakt einer Trilogie

Méto - Das Haus - Yves Grevet

Méto - Das Haus
von Yves Grevet

Bewertet mit 4 Sternen

*DAS BUCH*
Rein optisch mit diesem comicähnlichen Cover spricht das Buch wohl eher junge männliche Leser an. Der schwarze Buchschnitt wirkt düster, aber auch edel. Zumindest ist es mal was Anderes und ein Hingucker. Bei nur 218 Seiten hat man sich für eine recht große Schrift entschieden, einerseits angenehm zu lesen, andererseits finde ich für diesen Umfang den Preis von 14,95 € etwas zu hoch, auch wenn es Hardcover ist.

*DIE STORY*
64 Jungs im Alter zwischen 9 und 14 Jahren, die in einem Haus auf einer Vulkaninsel leben. Abgeschnitten von der restlichen Welt, von der sie nichts wissen. Das Haus dürfen sie nicht verlassen. Ihre Familie sind ihre Kameraden, doch nach und nach verschwinden diese, wenn sie zu groß werden, wenn das Bett auseinanderbricht, und andere, kleinere Jungs, kommen nach. Für jeden Jungen, der geht, muss ein anderer kommen. Woher sie kommen, wohin sie gehen, das wissen sie nicht.
Die Erwachsenen um sie herum sind Soldaten, Lehrer und die so genannten „Cäsaren“, die die Regeln aufstellen und die Strafen anordnen. Es gilt das Motto: Nichts fragen, spuren, nicht eigenständig denken, auf alle Fälle an die Regeln halten. Und diese haben es in sich, denn alles ist bis aufs Detail durchstrukturiert, sogar wie oft man beim Essen kauen darf... Doch eines Tages lehnt sich einer gegen die Regeln der Cäsaren auf: Der 14jährige Méto, der auf Grund seines Alters zu der ältesten Gruppe der „Roten“ gehört und jeden Tag Angst haben muss, bald zu verschwinden.
Er fängt an, sich und den Anderen Fragen zu stellen, doch das bleibt nicht ohne Folgen. Er wird überwacht und bestraft, doch er lernt auch, dass es Verbündete im Haus gibt, mit denen er sich zusammentut. Wird es ihm und den Anderen gelingen, sich gegen die Cäsaren und die Soldaten zur Wehr zu setzen und aus dem Haus zu fliehen?

*EIGENE ZUSAMMENFASSUNG*
Das Buch ist auch Sicht Métos erzählt. (Alle Kinder werden nach römischen Kaisern benannt, doch der Name Méto scheint nicht dazuzugehören?) Die Geschichte fängt damit an, dass er einen Neuen namens Crassus zur Seite gestellt bekommt, den er in die Regeln im Haus einweisen soll. Wie er selbst kann sich Crassus nicht an seine Vergangenheit erinnern. Er weiß nur, hier hat er ein Dach über dem Kopf und man kümmert sich um ihn. Wenn er Fehler macht, wird sein Mentor Méto dafür bestraft. Eine gefürchtete Strafe ist z. B. der Kühlraum, in den die Jungs manchmal tagelang eingesperrt werden. Méto ist deshalb froh, als er nach einigen Wochen nicht mehr für Crassus zuständig ist. Doch Crassus hat sich erstaunlich schnell an die Regeln des Hauses gewöhnt. Ist er etwa ein Verräter, der die Jungs ausspioniert und an die Cäsaren verrät?
Die Kinder werden unterrichtet in praktischen Dingen wie Viehzucht, Ackerbau, Angeln – und Kämpfen. Überhaupt ist der Alltag der Jungs durchzogen von Wettbewerben – jeden Tag gibt es einen Laufwettbewerb. Und es gibt das brutale Spiel „Inch“, bei dem man einen Ball mit den Zähnen und auf allen Vieren kriechend ins gegnerische Tor bringen muss, quasi eine Art American Football auf allen Vieren.
Wie Méto und die anderen Hausbewohner fragt man sich als Leser natürlich, was das Ganze soll, wozu die Kinder ausgebildet werden. Aber auch, woher man die Kinder eigentlich holt, welche Vergangenheit sie haben. Werden sie wirklich aus schlimmen Umständen gerettet, oder werden sie vielleicht doch entführt und so manipuliert, dass sie nur glauben, sie hätten es im Haus besser als zuvor? Die Kinder wissen nicht, was Vater und Mutter sind und haben noch nie einen „weiblichen Menschen“ gesehen. Zumindest glauben sie das...
Gut finde ich, dass die Kinder im Großen und Ganzen zusammenhalten und sich als Verbündete betrachten. Klar gibt es auch Reibereien, wo auch nicht, wo so viele junge Menschen zusammenleben? Aber alles in Allem sind sie doch sehr friedfertig und loyal zueinander, was schon fast verwundert, wenn man den harten Alltag bedenkt, in dem die Kinder oft miteinander konkurrieren müssen.

Anfänglich denkt man noch, dass es die Kinder trotz der strengen Regeln schon relativ gut haben. Sie bekommen genügend zu essen (Wenn sie ihre vorgegebenen Kau- und Wartezeiten einhalten...) und werden unterrichtet. Aber dadurch, dass man für fast jede Kleinigkeit bestraft wird, herrscht ziemlicher Psychodruck. Zu diesem kommen die körperlichen Strafen hinzu. Da gibt es z. B. den Ohrfeigenkreis – die Jungs müssen sich im Kreis aufstellen und gegenseitig ohrfeigen. Sind sie dabei zu zimperlich, müssen sie noch eine Runde machen, bis sie richtig zuschlagen. Und dass alle in einer Altersgruppe für den Verstoß eines Einzelnen büßen müssen, ist nicht ungewöhnlich. Dann gibt es den Kühlraum. Méto muss 4 ganze Tage dort verbringen, und so nehmen also die Cäsaren in Kauf, dass er starke Erfrierungen und den Verlust von Extremitäten erleiden könnte. Es wird wohl immer klarer, dass die Cäsaren grausam sind und sicherlich nicht davor zurückschrecken, die Aufständischen schwer zu bestrafen oder gar zu töten.

*FAZIT*
Ich fand das Buch sehr spannend. Die Figur Méto ist mir sehr sympathisch. Die Story ist schon sehr erschreckend, wenn man sich vorstellt, dass 64 Jungs in ein Haus eingesperrt werden, einfach verschwinden, wenn sie zu alt oder zu aufmüpfig sind. Dass sie sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern. Es gibt sehr viele Geheimnisse, die man zusammen mit Méto hofft zu lüften. Da das Buch aus seiner Sicht erzählt wird, hat der Leser den gleichen Kenntnisstand wie der Protagonist. Leider werden in diesem Band kaum Dinge erklärt, was sicher auch Neugier auf die Folgebände wecken soll. Mich persönlich stört es, dass das Buch mittendrin aufhört. Es ist Teil 1 einer Trilogie, die folgenden Bände heißen „Die Insel“ und „Die Welt“ und kommen voraussichtlich Oktober 2012 und April 2013 in den deutschen Buchhandel. Ich bin bereits sehr gespannt, wie es mit Méto und den anderen Jungs weitergeht.
Der Schreibstil ist leicht verständlich und nicht anspruchsvoll. Dadurch lässt sich das Buch flott in einem Rutsch durchlesen. Die Sprache ist auf jugendliche Leser ausgelegt. Die Altersempfehlung liegt bei ca. 12-14 Jahren, Zielgruppe sind vermutlich v. a. männliche Jugendliche.