Rezension

Beklemmende Atmosphäre

Méto - Das Haus - Yves Grevet

Méto - Das Haus
von Yves Grevet

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Viel erfährt man nicht über Méto: Er lebt in einem Haus mit 63 anderen Jungen, gehört zur "roten" Gruppe und ist einer der älteren Jungen im Haus (ich schätze, so um die 14 Jahre). Über seine Vergangenheit weiß er nichts und über seine Zukunft eigentlich auch nichts, nur dass alle Jungen ab einem gewissen Alter aus dem Haus verschwinden. Das Haus ist kein schöner, friedlicher Ort. Es befindet sich auf einer Insel und wird streng bewacht. Die Jungen, die sämtlich lateinische Namen tragen, müssen unsinnige Regeln befolgen und werden minutiös durch die sogenannten Cäsaren überwacht. Neben Unterrichtseinheiten steht auch viel Sport auf dem Tagesprogramm, ebenso spielen besonders die Älteren ein ziemlich gewalttätiges Spiel namens "Inch" - wohl um überschüssige Agressionen in Bahnen zu lenken. Wer nicht gehorcht, Regeln missachtet oder zuviel fragt, wird bestraft. So war Méto immerhin schon dreimal in der Kühlkammer, denn in ihm keimt seit seiner Ankunft der Drang, die Grenzen auszutesten. Wie es der Zufall will, erfährt Méto etwas über eine geheime Verschwörung, die gegen die Herren im Haus rebellieren und den Aufstand wagen will, Kann dies bei einer lückenlosen Überwachung gelingen? Und - gibt es interne Spione unter den Jungen? Méto wird Teil der Rebellion und findet immer mehr über das Haus, den Verbleib der älteren Jungen und das gesamte System heraus.
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Meinung:
Zunächst einmal: Das Buch ist recht kurz, es hat gerade einmal 220 Seiten. Nicht viel also, um eine komplexe Dystopie schreiben zu können, könnte man meinen. Doch der Autor schafft es, mit klaren Worten und kurzen, prägnanten Sätzen eine düstere, beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Dazu tragen auch die vielen offenen Fragen und Geheimnisse bei: Was soll dieses Hausüberhaupt? Aus welchem Grund sind die Jungen dort? Was ist mit ihrer Vergangenheit, wieso verschwinden sie ab einem gewissen Alter, und vor allem, wohin? Den Kindern ist eigentlich alles genommen, sie wissen nicht, wer sie sind, woher sie kommen und was mit ihnen geschieht. Fragen sind verboten. Dadurch, dass Méto zu Beginn des Buches die Aufgabe bekommt, einen Neuling in die Gepflogenheiten des Hauses einzuführen, erfährt der Leser Stück für Stück mehr über diesen abstrusen Lebensraum. Und natürlich möchte man all die Fragen und Ungereimtheiten lösen, mehr erfahren und wissen, wie es weitergeht.
Weil das Buch jedoch so kurz ist, gibt es leider auch Abstriche. Die Charaktere bleiben blass. Bis zum Schluss konnte ich mir keinen der Jungen wirklich vorstellen, weder äußerlich noch charakterlich. Das mag aber auch daran liegen, dass die Jungen sich ja eigentlich nicht individuell entwickeln dürfen. Trotzdem fand ich selbst den Protagonisten Méto nicht besonders herausragend. Dazu kommt noch, dass alles sehr distanziert und emotionalos geschrieben ist. Wirklich mitfiebern und mitleiden konnte ich einfach nicht. Die Dinge im Haus werden recht nüchtern betrachtet, einen starken Spannungsbogen gibt es m.E. auch nicht. Und wie gesagt, nach 220 Seiten ist es auch schon wieder vorbei.
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Fazit:
Auch wenn die letzten Punkte so negativ klingen, bekommt der Leser nichtdestotrotz einen guten, stimmigen Dystopieentwurf geboten, der besonders von den vielen Rätseln und Fragen sowie der beklemmenden Atmosphäre lebt! Das Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie (und bei 200 Seiten der 1. Bandes fragt man sich doch, warum die 3 Teile nicht in EINEM Buch erscheinen), der 2. Teil erscheint im Oktober 2012 - und ich will ihn auf jeden Fall lesen, will ich doch wissen, wie es weitergeht!
4 von 5 Sternen