Rezension

Spannender historischer Krimi

Mord im Balkanexpress - Matthias Wittekindt, Rainer Wittkamp

Mord im Balkanexpress
von Matthias Wittekindt Rainer Wittkamp

Bewertet mit 4 Sternen

„...Ich will über alles informiert sein, hörst du? Über alles, was du in dieser Sache denkst und tust. Wenn du meinst, du müsstest etwas unternehmen, einverstanden. Aber schließ mich nicht aus...“

 

Wir schreiben das Jahr 1895. Die Schauspielerin Christine Mayberger lässt sich zum Burgtheater fahren. Dort findet eine Gala zur Inthronisation des neuen Intendanten Ferdinand Hackenberg statt.

Alles, was Rang und Namen hat, ist vertreten. Man wartet auf den Kaiser. Doch kurz bevor der erscheint, explodiert in einem Servierwagen eine Bombe. Christine überlebt, der neue Intendant nicht. Albrecht Prinz von Schwarzenburg-Rudolstadt, Neffe des Kaisers, deutscher Agent und Freund von Christine, fährt sofort nach Wien, als ihm die Nachricht vom Selbstmordattentat erreicht.

Die Autoren haben einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.

Im Mittelpunkt stehen Albrecht und Christine, eine Gruppe von Anarchisten und Lazar, der serbische Oberst der Geheimpolizei.

Kurz nach dem Attentat lassen mich die Autoren wissen, dass Christine und Albrecht schon mehrmals zusammen als Agenten tätig waren. Auch in diesen Fall lässt sich Christine nicht an den Rand schieben, wie das Eingangszitat beweist. Sie ist selbstbewusst, trifft schnelle Entscheidungen und hat eine Blick für ungewöhnlicher Ereignisse. Albrecht befindet sich im Ausland und muss deshalb auf politische Befindlichkeiten Rücksicht nehmen.

Der Schriftstil ist den historischen Gegebenheiten angepasst. Kurze Kapitel mit schnell wechselnden Handlungsorten und Personen, sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Die politischen Verhältnisse sind genauso kompliziert, wie die persönlichen Beziehungen der Protagonisten. Wer da eigentlich wen benutzt, wird erst am Schluss vollständig klar. Im Wesentlichen besteht das Buch aus zwei Handlungssträngen, die sich an mehreren Stellen überlappen. Zum einen begleite ich als Leser Christine und Albrecht auf ihrem Weg von Wien nach Serbien, auf dem sie den Anarchisten folgen, zum anderen darf ich die Gedanken und Vorhaben der Anarchisten verfolgen. Bei letzteren ist man sich über das Vorgehen nicht immer einig. Die Gruppe ist sehr inhomogen zusammengesetzt, was Nationalität, Motiv, Intelligenz und Gewaltbereitschaft betrifft. Ab und an spielen dann noch Oberst Lazar und Oskar Glawatsch, österreichischer Agent, eine tragende Rolle. Spannend wird das Ganze auch dadurch, weil sich alle im gleichen zug befinden.

Gut ausgearbeitete Dialoge sorgen einerseits für einen Fortgang der Handlung, dienen aber andererseits ab und an zum Verschleiern des eigenen Vorhabens. Durch Christine werde ich außerdem in die Welt des Theaters mit ihren Intrigen eingeführt. Allerdings lerne ich dabei auch einiges über die Arbeiten, die einer Aufführung vorausgehen. Da das erste Attentat im Burgtheater stattfand, liegt die Vermutung nahe, dass jemand aus dem Theater über das Vorhaben Bescheid wusste.

Die Autoren verstehen es, Stimmungen gut wiederzugeben. Außerdem schwingt an einigen Stellen ein feiner Humor mit.

Zwei Karten in den inneren Umschlagseiten und ein Personenverzeichnis zu Beginn ergänzen die Geschichte. Ein kurzes Nachwort des Autors trennt Realität von Fiktion.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es werden erste Spannungen deutlich, die knapp 20 Jahre später zum Weltbrand führen.

Kommentare

hobble kommentierte am 31. August 2018 um 05:59

Klingt gut