Rezension

Spannender, packender Thriller

DECEMBER PARK - Ronald Malfi

DECEMBER PARK
von Ronald Malfi

Die beschauliche Stadt Harting Farms durchlebt im Jahr 1993 den Albtraum jeder Kleinstadt. Auf spurlose Weise verschwinden Jugendliche aus den sonst so sicheren Straßen. Der anfänglichen Theorie der Polizei, die Jugendlichen seien nur von zu Hause weggelaufen, wird ein schnelles Ende bereitet, als die Leiche eines jungen Mädchens im Dickicht des December Parks gefunden wird. Angelo Mazzone und seine Freunde werden unfreiwillig Zeuge der Bergung der Leiche und fühlen sich in der Pflicht den Mörder zu finden. Während die fünf Jungs auf der Suche nach Hinweisen immer tiefer in die abgelegenen Orte ihrer Heimatstadt vordringen, müssen sie vorsichtig sein nicht selbst zu Opfern zu werden. Denn der Piper - der Rattenfänger, der den Geschichten nach Kinder entführt - verschleppt immer mehr Jugendliche ohne Spuren zu hinterlassen.

Der Klappentext dieses Buches war von Anfang an so eindringlich und in seiner Geschichte mitreißend, dass mich selbst die 790 Seiten (ebook, fester Einband 500 Seiten) nicht abschrecken konnten. Dementsprechend existieren einige Stellen in der Geschichte, die sich etwas ziehen und mit viel mehr Hintergrundinformationen aufwarten als eigentlich nötig ist. Das schöne an dieser Art der Erzählung ist, dass man anhand dieser ungefilterten Informationen als Leser die Möglichkeit hat selbst mit zu grübeln wer der Täter ist und wie er es anstellt so viele Jugendliche zu entführen, trotz der hohen Aufmerksamkeit der Bevölkerung. In vielen Krimis oder Thrillern werden dem Leser nur Informationen präsentiert, die wirklich zum Fall beitragen. Hier hat man immer den Eindruck, dass in irgendeiner Form ein Zusammenhang zwischen all den kleinen Dingen existiert, den jedoch weder die Protagonisten noch die Leser greifen können. So entstand für mich nie der Eindruck von Langeweile, was bei dem außergewöhnlichen Schreibstil des Autors auch unmöglich scheint. 
Während der gesamten Geschichte scheint die Atmosphäre stets aufgeladen, sodass man denkt jeden Moment wird irgendetwas passieren. Die Spannung bleibt also mehr oder weniger die gesamte Zeit hoch und man merkt, dass niemand in dieser Stadt sich sicher fühlen kann und dass die schiere Erwartung der nächsten Vermisstenmeldung die Bewohner beinahe erdrückt.

Die Handlungen der fünf Jugendlichen sind größtenteils nachvollziehbar, aber nicht immer besonders clever. In einigen Vorgehensweisen steckt eine Menge jugendliche Selbstüberschätzung und Leichtsinn gegenüber der Gefahr, was jedoch bei einer Gruppe 15-jähriger durchaus realistisch ist. Sie halten auch bewusst Informationen vor der Polizei zurück, weil sie sich selbst in der Pflicht sehen den Piper zu stoppen, wo die Polizei versagt.

Das Ende, ja das liebe Ende: überraschend, spannend, unheimlich, aber viel zu kurz. Nachdem die Geschichte selbst sehr lang und detailiert ist, ist die Auflösung des Täters und seiner Verbrechen sehr komprimiert gehalten. Die wichtigsten Geschehnisse werden beschrieben und es werden viele Andeutungen gemacht, die den Tathergang letztlich aufklären, aber für mich hätten die Schilderungen noch ausführlicher sein können.

Trotzdem gehört "December Park" zu einem der besterzählten Bücher, die ich je gelesen habe. Wer es vermag so viele Informationen zu liefern ohne langweilig zu erscheinen, verdient auf jeden Fall Anerkennung. Ein mitreißender und spannender Thriller, den ich jedem empfehlen kann. Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher des Autors lesen.