Rezension

Spannender Thriller

Noah
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Noah weiß nichts über sich selbst. Er ist sich nicht mal sicher, ob er überhaupt Noah heißt. Nachdem er angeschossen wurde, hat er sein Gedächtnis verloren. Der obdachlose Oscar sammelt ihn auf, pflegt ihn gesund und steht ihm auch zur Seite, als Noahs Erinnerungen allmählich zurückkehren und klar wird: sein Leben ist in Gefahr.

Vorweg sei gesagt: für mich war es „der erste Fitzek“  - insofern kann ich keinen Vergleich zu anderen Werken des Autos ziehen. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht der letzte Thriller von Sebastian Fitzek war, den ich lese.

Seit vergangenem Jahr hat das 2013 erschienene Buch eine schockierende Aktualität gewonnen. Pandemie, Masken, Ausgangssperren, es gibt zahlreiche Parallelen zur heutigen Zeit. Das macht manche Szenen schwer zu lesen – auch wenn die einfühlsam beschriebenen menschlichen Tragödien wohl zu jeder Zeit schwer zu verdauen sind.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus drei Perspektiven, deren Handlungsstränge eng miteinander verwoben sind. Eine vierte Perspektive ist unabhängig davon und verdeutlich zwar die Probleme der Überbevölkerung, die eines der tragenden Themen des Buches ist, trägt allerdings nicht viel zur Handlung selbst bei. Persönlich bin ich etwas zwiegespalten, was ich davon halten soll, weil sich die betreffenden Kapitel etwas „überflüssig“ anfühlen, gleichzeitig  machen sie auf ein sehr reales Problem aufmerksam. Fest steht für mich allerdings: man hätte sie reduzieren können, wodurch die Handlung gestrafft worden wäre. Allerdings ist der Rest des Buches definitiv nicht zu langatmig. Die ganze Wahrheit um „Noah“ und seine Vergangenheit wird so langsam entfaltet, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann, die actionreichen Szenen dazwischen sorgen dafür, dass allerdings auch keine Langeweile aufkommt, bis das nächste Puzzlestück enthüllt wird.

Stilistisch ist es nah an der Perfektion und da es mein erster Fitzek-Thriller war, kann ich nicht beurteilen, ob das bei ihm generell der Fall ist, aber: die Beschreibungen waren mir stellenweise zu wenig. Alles wird nur so grob beschrieben, dass man als Leser zwar eine ungefähre Vorstellung der Szenerie hat, aber der berühmtberüchtigte Film im Kopf nicht so recht zu laufen kommt.

Die Thematik sorgt dafür, dass die Geschichte auch eine politische Dimension hat. Allerdings wird diese eher auf gesellschaftlicher Ebene ausgetragen. Wie bereits erwähnt: vieles daran stimmt einen nachdenklich. Weniger über die aktuelle Zeit, als unser Konsumverhalten im Allgemeinen. Etwas, das ich bei einem Thriller bislang kaum erlebt habe und das genau meinen Geschmack getroffen hat.

Alles in allem ist „Noah“ ein sehr guter Thriller, auch wenn ich persönlich noch etwas Luft nach oben gesehen hätte, sodass ich ihn nicht als perfekt bezeichnen kann.