Rezension

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Spannungsgeladener und nervenaufreibender Ausflug in die Hölle

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück -

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
von Ulf Kvensler

Bewertet mit 5 Sternen

Erster Eindruck:

Der Klappentext von „Der Ausflug – Nur einer kehrt zurück“ hat mich direkt angesprochen.
Nicht nur, weil ich mich selbst gern in der Natur bewege, sondern auch, weil die Mischung aus gefährlicher Wanderung und Geheimnissen unter der Freundesgruppe eine spannende Geschichte versprach. Immerhin ist Ärger quasi vorprogrammiert, wenn jemand Neues zu einer alteingesessenen Truppe stößt, vorallem dann, wenn der Klappentext mit dem Satz „Wer wir nach Hause zurückkehren?“ endet…

Schreibstil:

Ulf Kvensler hat mit diesem Buch etwas geschafft, was nahezu unmöglich ist: Er hat den Wandertrip im Sarek derart realistisch und detailliert beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, Teil des Ausflugs zu sein. Zugegebenermaßen hatte ich Anfangs so meine Probleme mit den sehr komplizierten Namen der verschiedenen Berge, Täler und Schluchten(z.B. Alep Sarvesjahkka oder auch Alggajavrre), die in meinem Kopf anfangs noch große einige Knoten verursachten, weil ich absolut keine Ahnung hatte, wie sich diese Namen aussprechen lassen. Als ich diese kleine Hürde jedoch hinter mir gelassen hatte, tauchte ich tief ein in die Tour. Der Autor hat hier die perfekte Balance zwischen realistischer Darstellung einer so anspruchsvollen Wandertour und der Spannungsmomente der Figuren gefunden, da die Informationen über Ausrüstung, deren Gebrauch oder auch die Route an sich nie Längen oder Langeweile verursacht haben. Stattdessen bekommt man einen guten Einblick in die Komplexität dieses ganz besonderen Ausflugs. Aber auch der Aufbau der Geschichte punktet. Denn wir bewegen uns in der Geschichte in verschiedenen Zeitebenen. Zum einen werden wir Zeuge der Befragung von Anna Samuelsson, die durch den Kriminalinspektor Anders Suhonen durchgeführt wird. Dieser geht dem gesamten Sachverhalt rund um den Ausflug zum Sarek Stück für Stück auf den Grund und befragt Anna zu den Geschehnissen und Hintergründen. Immer wieder springen wir dann in die Zeitebene, in der der Ausflug stattfindet. Während Anna dann in der Vernehmung u. a. erzählt wie sie Hendrik und Milena kennengelernt hat, gibt es dann noch eine dritte Ebene – gewissermaßen die Vergangenheitsebene. In dieser werden die ersten Begegnungen der drei Figuren geschildert. Anna wie sie an der Uni Hendrik als ihren Dozenten kennenlernt und Milena die im selben Kurs sitzt wie Anna. Die Zeitebenen sind alle mit unterschiedlichen Schriftarten gekennzeichnet, was es einem sehr leicht macht dem Geschehen zu folgen. Ich fand den Roman unglaublich leicht und angenehm zu lesen und er hatte so eine enorme Sogwirkung, dass ich ihn buchstäblich nicht aus den Händen legen konnte.

Inhalt:

Inhaltlich begleiten wir das Paar Anna und Hendrik und deren langjährige Freundin Milena. Die drei wollen wie schon häufig einen Fjallwanderung durch Schweden absolvieren. Alle drei sind geübt darin und freuen sich auf den Ausflug, doch dann kündigt Milena kurzfristig eine Planänderung an, da sie relativ frisch vergeben ist und ihren neuen Partner Jakob gern mitbringen würde. Nach anfänglichen Bedenken stimmen Anna und Hendrik dem zu. Die Beziehung der beiden kriselt leicht, was sich im Laufe des folgenden Ausflugs noch als großes Problem entpuppt.

Als die drei im Zug aufeinandertreffen, beschleicht Anna sofort ein komisches Gefühl. Sie meint Jakob zu kennen und erstes Misstrauen bahnt sich seinen Weg. Der Autor schafft es sehr geschickt, dass man als Leser getäuscht und manipuliert wird, was ich wirklich beachtlich fand. Die vielen kleinen Hinweise und verstreuten Informationen führen am Ende zum großen Ganzen und kein Faden bleibt lose zurück. Jakob entpuppt sich schnell als recht unangenehmer Zeitgenosse, der aufbrausend und absolut kritikunfähig ist. Er sorgt durch seine manipulative Art dafür, dass die Drei ihre Pläne über Bord werfen und stattdessen mit ihm in das Gebiet des Sarek gehen, eine sehr anspruchsvolle Gegend, die nur für erfahrene Wanderer und Bergsteiger geeignet ist. Während Anna bei der Zugfahrt wieder einfällt, woher sie Jakob kennt, wird ihr schnell bewusst, dass dieser Ausflug womöglich ein großer Fehler war – denn Anna meint Jakob aus ihrer Referendariatszeit bei Gericht wiederzuerkennen – ausgerechnet aus einem Fall in dem es um häusliche Gewalt geht. Doch sie kann nicht rechtzeitig herausfinden, ob Jakob wirklich der Straftäter ist, für den sie ihn hält, was Anna die ganze Zeit über umtreibt und dafür sorgt, dass sie Jakob nicht aus den Augen hält.

Jakob indes sät unentwegt Zwietracht und behandelt seine Freundin Milena mehrfach sehr respektlos. Als Leser merkt man sofort, das etwas mit dem Kerl nicht stimmt, doch die Gruppe macht sich dennoch auf den Weg durch den Sarek und wird dann von einigen sehr schlimmen Ereignissen heimgesucht, die man so nicht kommen sieht.

Fazit:

 Zuviel möchte ich an dieser Stelle von der Handlung auch gar nicht verraten, aber wer auf atmosphärische Thriller in der Wildnis steht, gepaart mit gleich mehreren Beziehungsdramen und einem „Was zur Hölle?“-Ende, der wird dieses Buch genauso verschlingen wie ich. Es war spannend, mitreißend, schockierend, gleichzeitig aber auch atmosphärisch, mit ein paar schaurigen Elementen, die einem eine Gänsehaut verursachen. Ich war und bin noch immer geflashed von diesem Titel und hoffe, dass der Autor mehr Bücher von diesem Kaliber schreiben wird. Und vielleicht werden wir ja sogar mit einer Serie oder einem Film beschenkt – denn spannendes Material für eine Verfilmung bietet „Der Ausflug“ allemal!