Rezension

super Geschichte, selbstironischer Umgang mit gänigen Vampirklischees

Blutrubin 1 - Die Verwandlung - Petra Röder

Blutrubin, Die Verwandlung
von Petra Röder

Bewertet mit 5 Sternen

Die 18-jährige Claire wird nachts auf dem Weg zur Apotheke in einer dunklen Gasse New Yorks angegriffen, als sie einer jungen Frau zur Hilfe eilen will. Zunächst will sie nicht glauben, was sie da angegriffen hat, nicht zuletzt, da ihr Gedächtnis manipuliert wurde. Nach und nach kehren die Erinnerungen zurück und Claire begreift, dass sie von einem Vampir überwältigt und gebissen wurde. Aber nicht nur ihr Angreifer und auch ihr Retter James, für den sie Gefühle zu entwickeln beginnt, gehört zu dieser Rasse. Claire beginnt zu bangen: Wird sie sich nach dem Vampirbiss auch in ein Monster verwandeln...?

„Blutrubin – Die Verwandlung“ ist der erste Band einer Trilogie. Wer glaubt, durch den Titel sei die oben gestellte Frage direkt beantwortet, irrt, denn so einfach ist es nicht. Die durchweg interessante Geschichte hält viele Überraschungen und spannende Wendungen bereit. Die Handlung ist rasant, actionreich, bietet aber auch viel Gefühl.
Der bildhafte, flüssige Schreibstil überträgt die Atmosphäre des Buches sehr gut.
Die Ich-Perspektive gibt immer wieder tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten Claire, zeichnet aber natürlich nur ein eingeschränktes Bild der Ereignisse, wobei man nicht das Gefühl hat, etwas zu verpassen, da Geschehnisse ohne Claires Anwesenheit sehr abwechslungsreich immer wieder in die Handlung gebettet erläutert werden (wörtliche Berichte an Claire oder innere Widergabe Claires von inzwischen Erfahrenem). Nur an einer Stelle wirkt dies fehl am Platz, als „der Feind“ im großen Showdown in aller Ruhe seine Geschichte erzählt, anstatt es zum großen Kampf kommt. Dies ist dann allerdings auch mein einziger Kritikpunkt.
Die Protagonisten sind sehr facettenreich dargestellt. Mit ihren 18 Jahren ist Claire noch ein halbes Kind und so verhält sie sich auch regelmäßig: trotzig und naiv. An anderen Stellen wirkt sie sehr erwachsen, was für eine junge Frau mit ihrer Lebensgeschichte bei den aktuellen Ereignissen nachvollziehbar geschildert ist. Mut und Angst, Kampfgeist und Zickigkeit wechseln sich regelmäßig ab und machen nicht nur für den Leser, sondern auch für James das Zusammensein mit Claire immer wieder spannend, da man nie weiß, wann einen der nächste Gefühlsausbruch erwartet. Der Vampir selbst hat einen ebenso vielfältigen Charakter und ein aufbrausendes Temperament.
Spannend ist dabei auch, wie mit gängigen Vampirklischees selbstironisch umgegangen wird. Dabei entsteht eine gelungene Mischung aus neuen Ideen und aus Vampirbüchern/-filmen bekannten Eigenheiten dieser Untoten.

Bei Reihen bin ich oft skeptisch, da viele erste Bände einen ohne Antworten zurücklassen und die Geschichte völlig offen bleibt. Dies war hier nicht der Fall. Zwar sind noch einige Fragen offen, die Geschichte wirkt aber in sich abgeschlossen und lässt den Leser mit einen guten Gefühl zurück – aber auch mit einer großen Portion Neugier, wie es weitergehen wird.