Rezension

Sylvies Suche nach Antworten

Tanz im Blütenmeer -

Tanz im Blütenmeer
von Noa C. Walker

Bewertet mit 5 Sternen

„...Warum war sie so gebannt von dem Mann gewesen, den sie für den Bruchteil eines Augenblicks gesehen hatte, ehe er in die nächste Seitenstraße eingebogen und damit aus ihrem Sichtfeld verschwunden war?...“

 

Diese Frage stellt sich Sylvie auf der ersten Seite des Romans. Normalerweise ist ihre Welt die Welt der Blumen. Menschen registriert sie äußerst selten.

Auch der zweite Band über die Frauen von der Alabasterküste zeichnet sich durch eine spannende Handlung mit einer Prise Romantik und einen ausgefeilten Schriftstil aus.

Die Landschaft wird mit treffenden Metaphern beschrieben.

 

„...An diesem Tag präsentierte sich die Alabasterküste von ihrer samtig weichen herbstlichen Seite. Das diffuse Sonnenlicht, das durch die Wolkenschleier drang, hob die Lieblichkeit der Normandie hervor...“

 

Joscelin lässt im Garten des Hauses ein zweites Gewächshaus aufstellen. Es gibt zu viele Pflanzen, die über den Winter einen warmen Platz brauchen. Als die Arbeiter dort Zweige verbrennen, flieht Sylvie. Sie war vor sechs Jahren nur um Haaresbreite einer Feuer entkommen und ist nach wie vor am Körper von Brandwunden entstellt. Allerdings fehlt ihr ein Stück Erinnerung. Sie weiß nicht, wie und warum sie damals ins Haus des Schriftstellers gekommen ist.

Plötzlich hat sie Flashbacks. War das Feuer der Auslöser?

 

„...Wieder blitzt etwas vor Sylvies inneren Augen auf. Ein Flammenmeer. Schwarze Schatten. Eine verschlossene Tür...“

 

Sylvie will endlich wissen, was damals passiert ist. Sie bittet Joscelin. Marly und Lucienne um Hilfe. Vor allem Joscelin ist gut darin, Nachforschungen anzustellen. Marly ist eher diejenige, Die Sylvie auffängt, wenn es ihr schlecht geht. Ihre Bruder Pascal würde sie gern außenvor lassen, denn seine Reaktion kann sie sich lebhaft vorstellen. Er will sie beschützen. Außerdem steht er kurz vor seiner Hochzeit mit Marly.

 

„...Und Pascal war - eben Pascal. Geradlinig.Direkt. Strukturiert. Glücklich, wenn Marly glücklich war – und seine Schwester...“

 

Die Nachforschungen sind aber nur ein Teil der Geschichte. Bildhaft wird beschrieben, welche Blumendekorationen sich Sylvie für verschiedene Anlässe einfallen lässt. Die Frauen stellen ihr Gewächshaus für Fotoshooting zur Verfügung. Das kann durchaus nervenaufreibend sein.

Zu den besonderen Szenen gehören die Gespräche zwischen Henry, dem Elektriker, und Joscelin. Sie gleichen mehr einen Schlagabtausch. Beide schenken sich nichts.

Auffallend ist, dass Begriffe der Fauna im Buch auch in Vergleichen immer wieder eine Rolle spielen. So stellt Sylvie über ihren Bruder kurz vor dessen Treffen mit den Schwiegereltern fest:

 

„...Pascal hatte gerade wenig von einer starken Eiche, sondern glich vielmehr einen jungen Fichtenschössling...“

 

Es bedarf viel Geduld, bis Sylvie endgültig weiß, was vor vier Jahren passiert ist. Übrigens wird damit auch der Bogen zum Anfang des Romans geschlagen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, Stimmungen ihrer Protagonisten einzufangen und mit Worten Bilder zu malen.