Rezension

Targa Hendricks ermittelt wieder

Dunkeltot, wie deine Seele -

Dunkeltot, wie deine Seele
von B.C. Schiller

„Adam liebt Zoe.“ Das war der letzte Satz  eines Mädchens, das vor einem Jahr fast verhungert gefunden wurde und in der Charité Berlin an den Folgen verstorben ist. Und nun ist erneut eine junge Frau halb verhungert am Straßenrand aufgefunden worden. Da die Polizei einen Zusammenhang bei beiden Mädchen vermutet, wird Targa Hendricks auf das Geschwisterpaar Adam und Zoe angesetzt. Diese gerieten damals aufgrund des letztens Satzes  des Mädchens  in Verdacht und sind nun erneut verdächtig, da sie auch dieses Mädchen gekannt haben.  Die Geschwister, die gemeinsam ein College in Blumenthal besuchen, haben eine schlimme Vergangenheit,  über die sie nicht sprechen und ihr Verhalten ist sehr geheimnisvoll und intim. Sie haben keine Freunde und halten sich meist in den Wäldern rund um das kleine Örtchen Blumenthal in der Nähe Berlins auf, wo es viele Bunker aus der ehemaligen DDR- Zeit gibt. Kommissar Volker Lundt aus der Abteilung K2 des BKA Berlin soll die Geschwister aus dem Verkehr ziehen und überführen. Den Auftrag gibt er weiter an die Undercover Ermittlerin Targa Hendricks, denn keine ist besser dafür geeignet als sie.  Das dieser Auftrag eine „Reise ins Herz der Finsternis“ wird, ahnt Targa noch nicht……

Die Bücher der Targa Hendricks Reihe des Autorenehepaares Barbara und Christian Schiller beginnen immer gleich – mit der Geschichte Targa Hendricks kurz nach ihrer Geburt. So hat der Leser auf den ersten Seiten etwas „vertrautes“ zu lesen, bevor er in die eigentliche Handlung des Buches eintaucht. Das finde ich sehr gelungen und stimmt mich auf den ersten Seiten immer wieder auf die Hauptprotagonistin Targa ein. Sie ist nicht nur eine brillante Undercover Ermittlerin des BKA Berlin, nein, sie ist ebenso eigenartig wie einzigartig. Und das macht die Figur so interessant.
 Auch in diesem Buch, dem 3. Band der Targa Hendricks Reihe, gelingt es dem Autorenpaar, mich wieder an Targa und ihren Auftrag zu fesseln. Ich lese gebannt, wie eine Figur ohne Handy und ohne Internet auskommt, wie man glücklich ohne festen Wohnsitz sein kann, wie man auf mehrere Arten Ravioli aus der Dose zubereiten kann und ganz besonders gefällt mir, dass Targa ihren Hund, den sie übrigens einfach nur Hund nennt, lieber um sich hat als jegliche menschliche Gesellschaft. Dennoch entwickelt sich die junge Frau in jedem der 3 Bände sozial und emotional weiter – Stück für Stück. Das lässt sie zwar in jedem Band ein wenig normaler wirken, trotzdem behält sie ihre unerschrockene, zielstrebige Art, wie sie die Aufträge, die sie von Lundt bekommt, erfüllt und sich dabei auf erstaunliche Art und Weise in Täter und Opfer hineinversetzen kann.

Die Autoren haben es wieder geschafft, mich an das Buch zu fesseln und mit zu fiebern, ob es die vermissten Frauen lebend aus den Fängen ihrer Peiniger schaffen. Es ist im Buch nicht die Frage wichtig, wer die Frauen gefangen hält und ob man dem oder den Tätern auf die Spur kommt. Hier geht es auf fast 350 spannungsgeladenen Seiten um die Frage, ob man den dem Leser schnell bekannten Tätern das Handwerk legen kann und warum  diese junge Frauen gefangen halten.
Und auch, wenn nicht wie sonst in Thrillern und Krimis üblich, der Leser erst auf den letzten Seiten erfährt, wer der Täter ist, bekommt man diese Antwort im Buch zwar sehr schnell serviert, das Autorenpaar schafft es aber dennoch gekonnt, dass von Beginn des Buches an eine enorme Spannung aufgebaut wird, die einen das Buch nur schwer aus der Hand legen lässt.

Es gibt zwei Handlungsstränge im Buch. Die erste Handlung ist die von Targa und ihren Ermittlungen. Der zweite, kleinere Handlungsstrang handelt in  Dänemark auf einer kleinen Insel. Dort ist Olai Anführer einer Gemeinschaft. Wie die beiden Handlungen zusammenhängen erfährt der Leser nach und nach. Die Kapitel sind nicht regelmäßig abwechselnd aus der Sicht von Targa oder den Geschwistern geschrieben, zwischendurch wird der Leser nach Dänemark entführt. Diese Abwechslung lässt den Spannungsbogen im Buch kontinuierlich nach oben steigen, dazu kommen unvorhergesehene Wendungen und Cliffhanger am Ende einzelner Kapitel sowie am Schluss des Buches, letzterer bezieht sich aber nur auf die Hauptfigur Targa.
Die Handlung an sich ist im Buch abgeschlossen, so dass der Leser nicht unbedingt die Vorgängerbände gelesen haben muss. Allerdings empfehle ich das aufgrund der sehr speziellen Hauptprotagonistin.

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet von den Autoren. Jede Figur hat so viel Präsenz im Buch, wie  benötigt wird, um ihre Handlungen verstehen und nachvollziehen zu können.

Am Ende stellt sich der Leser nur eine Frage. Wann kommt Band 4 Barbara und Christian Schiller?