Rezension

Thematisch am Puls der Zeit

In der Erde -

In der Erde
von Pernilla Ericson

Bewertet mit 4 Sternen

Pernilla Ericsons neuer Kriminalroman „In der Erde“ thematisiert, wie schon bereits die beiden Vorgänger („Im Feuer“ und „Im Sturm“) die Auswirkungen, die der Klimawandel auch in den nordischen Ländern zeigt. Die Autorin kommt aus dem Journalismus und hat sich in der Vergangenheit schwerpunktmäßig sowohl mit Umweltfragen als auch mit gesellschaftspolitischen Themenfeldern auseinandergesetzt. Das merkt man ihren kenntnisreichen Romanen auch an, in denen sie das, was sie an- und umtreibt, in eine spannende Rahmenhandlung packt und glücklicherweise den erhobenen Zeigefinger vermeidet.

Eine Hitzeglocke liegt über Nynäshamn, wochenlang ist kein Tropfen Regen gefallen. Die Vegetation hat ihre Farbe von grün zu braun geändert, alles ist knochentrocken. Ein Haus brennt nieder, die Bewohner kommen ums Leben. Brandursache ist eine verheerende Explosion, befeuert durch eine größere Menge Gasflaschen, die im Haus gelagert waren. Die Bewohner kommen ums Leben, einzige Ausnahme ist deren sechsjährige Tochter. Sie wurde entführt, und die Anweisungen des Kidnappers sind eindeutig. Sollte seine Forderungen nicht erfüllt werden, lässt er das Kind verdursten. Und dann brennt wieder ein Haus, und ein weiteres Kind verschwindet. Warum wurden gerade diese beiden Kinder entführt?

Soweit die Haupthandlung. In einem Nebenstrang liegt der Fokus, wie erwartet, auf der mittlerweile hochschwangeren Kommissarin Lilly Hed. Da sie noch immer an anhaltender Übelkeit leidet, wird sie vom Dienst befreit, was sie allerdings nicht daran hindert, im Entführungsfall der beiden Mädchen auf eigene Faust zu ermitteln, ganz gleich, wie schlecht es ihr geht. Und als wäre das nicht schonanstrengend und belastend genug, wird sie einmal mehr mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Der Prozess wegen häuslicher Gewalt gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten steht an. Sie muss als Anklägerin ihre Aussage machen, damit es zu dessen Verurteilung kommt und er seine gerechte Strafe erhält. Ein Szenario, das nicht nur an Lillys Nerven zehrt, sondern auch eine konkrete Bedrohung nach sich zieht.

Ein gelungener Krimi mit sympathischen Personen und kritisch-realistischer Darstellung der Polizeiarbeit, der mit Klimawandel, Bauernprotesten, Misogynie, häuslicher Gewalt und Versagen des staatlichen Fürsorgesystems auch thematisch am Puls der Zeit ist. Aber dennoch schneidet er im Vergleich mit den Vorgängern etwas schlechter ab. Zum einen generiert die ständige Wiederholung der Schwangerschaftsbeschwerden zwischendurch immer wieder Längen, zum anderen sorgt dies auch dafür, dass die Unter-dem-Radar-Einsätze der Protagonistin sehr unglaubwürdig daherkommen. Bleibt die Hoffnung, dass der abschließende Band der Reihe sich mit der Qualität der beiden Vorgänger messen kann.