Rezension

Tiefgründig, bedrückend, emotional

Fünf Tage, die uns bleiben
von Julie Lawson Timmer

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Als Mara die schreckliche Diagnose "Huntington" bekommt, beginnt sich ihre Welt zu drehen. Sie steht völlig unter Schock und ist außer sich vor Angst, was diese unheilbare Krankheit aus ihr machen wird. Sie beschließt selbst entscheiden zu wollen, wann sie sich von der Welt verabschiedet und setzt sich eine Frist: Sobald die Krankheit ein bestimmtes Symptom zum Vorschein bringt, gibt sie sich noch Zeit bis zu ihrem nächsten Geburtstag. Dann will sie sich verabschieden.
Mara hat allerdings nicht damit gerechnet, dass ihr bis dahin nur noch fünf Tage bleiben. Fünf Tage, um alles zu regeln; Fünf Tage, um sich von ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Lieben zu verabschieden. Fünf Tage ...

Meine Meinung
In  5 Tage, die uns bleiben geht es, auch wenn der Klappentext dies sagt, nicht nur um Mara und ihre (vielleicht) letzten fünf Tage, sondern außerdem auch noch um Scott. Dieser wird bald zum ersten Mal Vater und muss sich leider in fünf Tagen von seinem Pflege-Sohn Curtis verabschieden, was ihn außerordentlich mitnimmt. Die beiden Geschichten sind auch ein bisschen miteinander verbunden, was ziemlich gut von der Autorin umgesetzt wurde.
Das Buch ist in fünf Teile aufgeteilt. Sie sind beschriftet mit "Noch fünf Tage", "Noch vier Tage", usw. Außerdem wechselt der auktoriale Erzähler ständig zwischen Mara und Jonas. So bekommt man immer sehr gut mit, was an den einzelnen Tagen bei den beiden Protagonisten für verschiedene Dinge geschehen sind.
Die Geschichte beider Personen hat mich sehr mitgenommen und schlug mir sehr auf mein Gemüt, was bei diesem außerordentlich "schweren" Thema allerdings auch kein Wunder ist. An manchen Stellen, die meist Mara betrafen, hatte ich das Gefühl, es würde sich irgendwer auf meinen Brustkorb setzen, und mir so die nötige Luft zum Atmen nehmen. Es war schlimm für mich zu lesen, wie Mara immer mehr abbaut, dies aber bewusst wahrnimmt. Die Krankheit hat sie zu einem komplett anderen Menschen gemacht. Ihre Karriere ist vorbei, sie ist nun Frührentnerin und dies, obwohl sie in ihrem einstigen Leben stets ein Workaholic war.

»Die Frau, die irgendwann einmal drei gute Tage im Büro bewältigen konnte, existierte plötzlich und ohne Vorwarnung nur noch in ihrer Erinnerung.«
Zitat aus: "Fünf Tage, die uns bleiben"

Dadurch, dass das Buch die ganze Zeit über auktorial erzählt wird, hat man die Gelegenheit auch die Emotionen der Nebenfiguren sehr gut vermittelt zu bekommen. Da wäre Maras Ehemann, der so zerrissen ist, es sich aber nicht anmerken lassen möchte. Er ist für seine Frau da und macht alles für sie. Er liebt Mara bedingungslos und kann nichts gegen die Krankheit machen, was ihn total fertig macht. Auch die Gefühle der Tochter werden richtig gut an den Leser gebracht. Ich konnte verstehen, wie sie sich bei einer Szene gefühlt haben muss. Auf der einen Seite beschämt, aber auf der anderen Seite mit einem schlechten Gewissen gespickt, weil sie ja weiß, dass ihre Mom krank ist und nichts dafür konnte...
Doch nicht nur Maras Geschichte hat mich zu Tränen gerührt, sondern auch die von Scott. Ich kann schwer meine eigenen Emotionen in Worte fassen, die ich beim Lesen seiner Geschichte gefühlt habe. Er ist ein so unfassbar guter Mann, so fürsorglich und selbstlos. Es hat mich schwer beeidruckt, welchen Job er betreibt, und dass er selbst weit nach seinen beruflichen Verpflichtungen für seine Schützlinge da ist. Er behandelt den kleinen Curtis wie sein eigenes Kind. Seine Verzweiflung darüber, dass er ihn bald gehen lassen muss, war für mich zum Greifen nah.
Wie ihr seht: Dies ist absolut kein leichtes Buch. Klar, es gibt auch Stellen, an denen bildlich gesprochen die Sonne scheint, allerdings wird diese stets von einem Nebel umhüllt, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Die düstere Stimmung wird zwar immer mal wieder von Szenen aus der Vergangenheit aufgelockert, allerdings machte mich dies ab und zu sogar noch trauriger, weil ich so erfahren habe, was die Protagonistin Mara alles hinter sich lassen wird, wenn sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzt. Allen voran wie ihre Familie darauf reagieren würde, hat mich irgendwie in ein tiefes Loch fallen lassen.
Ich muss sagen, dass ich mich bisher weder mit der Huntington Krankheit, noch mit Pflegefamilien großartig auseinander gesetzt habe. Umso besser hat mir die gute Recherche der Autorin gefallen. So habe ich beim Lesen dieses Buches sogar noch etwas gelernt, wenn ich mich mal so salopp ausdrücken darf.
Fünf Tage, die uns bleiben hat mich sehr bewegt und beschäftigt mich immer noch. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie ich wohl reagieren würde. Ist es die "bessere" Entscheidung selbst bestimmen zu können wann und vor allen Dingen wie wir aus dem Leben treten wollen, oder ist dies der falsche Weg?

Fazit:
Ich bin absolut begeistert und immer noch hin und weg von dieser Geschichte. Sie hat mich zutiefst berührt und in Tränen aufgelöst zurückgelassen. Für mich ist dieses Buch etwas ganz Besonderes. Absolute Leseempfehlung!

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