Rezension

Tolle Idee, enttäuschende Umsetzung

Die hundert Jahre von Lenni und Margot -

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
von Marianne Cronin

Bewertet mit 2.5 Sternen

Handlung

Lenni und Margot. Beide sind in ihrem letzten Lebenskapitel angekommen. Margot mit 83 Jahren, Lenni leidet mit 17 Jahren an einer unheilbaren Krankheit, die ihr nicht mehr viel Zeit lässt. Sie lernen sich in einem Malkurs im Krankenhaus treffen und werden Freunde. Freunde, die sich einander Geschichten aus ihrem bisherigen Leben erzählen und Fragen erörtern. Bei Margot meist welche aus der Vergangenheit, Lenni hadert mit ihrem Schicksal und hat viel zu viele Fragen für die kurze Zeit, die sie noch leben wird. Zusammen beschließen sie, 100 Bilder zu malen. Warum 100? Zusammen ergibt ihr Alter einhundert Jahre. Sie blicken auf kostbare Momente voller Leben, Liebe, Schmerz, Trauer und Hoffnung zurück...

 

Meinung

Auf den Roman war ich unheimlich gespannt. Ich habe vorab sehr viel positives gehört und finde, dass die Inhaltsangabe echt gut klingt. Ein bisschen habe ich eine Geschichte im Stil von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ erwartet, ich hatte Hoffnungen, dass die Handlung sehr emotional und mitreißend wird. Daher habe ich mich riesig über das Rezensionsexemplar gefreut, ein großes Dankeschön geht an das Bloggerportal!

 

Ich bin hoffnungsfroh in den Handlung gestartet und war komplett offen für die Geschichte. Auf den ersten Seiten musste ich mich an die Situation und die Sprache gewöhnen, vor allem das recht kratzbürstige und zu aufmüpfige Wesen von Lenni hat es mir nicht ganz leicht gemacht. Sie war mir zu negativ eingestellt, hat ihren Mitmenschen gegenüber zu ruppig agiert und sie war mir zu passiv. Ich dachte aber, dass sich das im weiteren Verlauf des Buches noch geben wird und war gespannt auf eine mögliche Entwicklung ihrer Figur.

 

Die Sprache ist okay. Ich bin kein großer Fan davon, finde, dass sie mit betont gehaltvollen Fragen zu bestechen versucht. Gerade die Frage nach Gott wird öfter aufgeworfen, vielleicht soll genau das einen tiefgründigen Hintergrund verschaffen, es wirkt aber nicht ganz passend und oft drehen sich solche Gespräche im Kreis. Es war zu betont philosophisch und weise, was schon wieder nicht mehr natürlich wirkte.

Ich finde, dass immer wieder ungesagtes zwischen den Zeilen deutlich wird, was ganz cool sein kann, mir zu häufig vorkommt. Wieso nicht einfach alles aussprechen, so wie es ist und damit einen Standpunkt, eine Haltung verdeutlichen?

 

Die Idee des Buches mit Lenni und Margot, zwei Personen, die sich zufällig kennenlernen, die viele Jahre voneinander trennt und die sich gegenseitig öffnen, mag ich richtig gern. Und ich finde, dass diese Idee ansatzweise auch ganz gut umgesetzt wurde. So gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, vor allem in die von Margot. Man lernt die beiden Damen in unterschiedlichen Stadien ihres Lebens kennen und kann ein Stück weit nachvollziehen, weshalb sie charakterlich so geworden sind.

 

An Emotionalität hat es mir fast durchweg gefehlt. Nur am Ende war ich ein bisschen berührt, hatte auch ein paar Tränen in den Augen. Ansonsten wirkt die Handlung sehr nüchtern und distanziert, nicht sonderlich packend und mitreißend. In diesem Punkt hatte ich mir deutlich mehr erwartet und ich finde, dass die Inhaltsangabe auch auf eine deutlich emotionalere Geschichte hindeutet.

 

Die Figuren sind durchweg ziemlich zurückhaltend gezeichnet, zu keinem konnte ich eine Bindung aufbauen, sie waren mir nicht greifbar genug und ein bisschen suspekt. So war Lenni fast durchweg sehr eigen und kratzbürstig, nur gegenüber Margot zeigte sie eine freundliche Seite, ansonsten tritt sie als eine aufmüpfige Göre auf, die mir ziemlich auf den Wecker ging. Margot war mir da schon lieber, sie hat durch Rückblicke in die Vergangenheit verschiedene Facetten gezeigt und war mit sich und ihrem Leben im Reinen. Das fand ich gut, sie hat einen Gegenpol zu Lenni gebildet und die dreiundachtzig-jährige Margot war mir von den ganzen Figuren am sympathischsten.

 

Fazit

Meine Erwartungen waren hoch und ich hatte auf einen echten Hammer-Roman gehofft. Leider habe ich das Buch aus der Hand gelegt und war nicht ganz glücklich. Tolle Grundidee, ansatzweise auch echt gut umgesetzt, aber im Gesamten betrachtet nicht so ganz meins. Dafür waren mir die Figuren nicht lebendig genug, die Sprache ein bisschen zu betont cool und gedankenreich, die Emotionen nicht vorhanden. Es war eine Lektüre, die okay war, kann man mal machen, aber leider nicht so krass gut, wie ich es mir erhofft hatte...