Rezension

Toller Roman für junge Leser

Seelenlos - Janine Wilk

Seelenlos
von Janine Wilk

Bewertet mit 5 Sternen

Die dreizehnjährige Lucy galt schon immer als Außenseiterin unter den Gleichaltrigen, denn nicht nur ihre Augenfarbe ist absonderlich, nein, sie lebt auch mit ihrem Vater direkt auf einem Friedhof. Greyfriars Graveyard, so heißt der alte Friedhof, den es schon seit Ewigkeiten in Edinburg gibt und Lucys Vater ist der Friedhofsgärtner. Aber Lucy hat noch ein besonderes Talent, sie sieht Geister, was ihre beste Freundin Amelia begeistert, denn diese ist völlig hingerissen vom Übernatürlichem. Jedoch verändert sich kurz vor Weihnachten etwas, denn plötzlich sieht Lucy nicht nur die Geister, sondern kann sie auch hören. Das ist noch nie passiert, ausserdem geschehen noch so einige weitere merkwürdige Dinge auf dem Friedhof. Der Obdachlose Spookie Stevie, der eigentlich auf dem Friedhof lebt, verschwindet spurlos und auch Besucher werden angegriffen. Was ist hier los? Wer steckt dahinter? Liegt es an den Rauhnächten, in denen ruhelose, aber auch böse Seelen ihr Unwesen treiben? Gemeinsam mit Amelia begibt sich Lucy auf die Suche nach Antworten.
Meine Meinung:
Dieses Cover ist so wunderschön, dass es mich magisch anzog und da ich Jugendbücher, gerade mit einem leicht unheimlichen Touch sehr mag, musste ich auch Seelenlos unbedingt lesen. Ich wurde auch nicht enttäuscht, denn dieses Buch läßt sich sehr gut lesen, es überzeugt mit einem sehr lockeren Schreibstil, der flüssig, leicht und mitreißend ist. Ich würde sagen, dass das Buch absolut für seine Zielgruppe geeignet ist und hier bestimmt auch bei dem ein oder anderen eine Gänsehaut hinterlassen wird. Aber auch mir als Erwachsene brachte dieses Buch spannende Lesestunden mit ganz viel Unterhaltung. Vielleicht nicht direktes Gänsehautfeeling, aber da ich nach Greyfriars Graveyard googlen musste und diesen Friedhof tatsächlich in Edinburg fand, wurde meine Fantasie sehr lebhaft beim Lesen. Aber nicht nur der Friedhof existiert wirklich, auch die Legende rund um Bobby, dem Hund und Bloody McKenzie beruhen auf wahren Überlieferungen. Das dies mit in die Geschichte eingebaut wurde, fand ich wirklich toll, da ich solche alten Legenden unheimlich spannend finde.
Der Autorin gelingt es durchaus eine gruselige Atmosphäre zu erzeugen, indem sie vieles im Dunkeln geschehen lässt und es oft Nebel gibt und durch kleinere Details, die sie einstreut, wird das ganze Geschehen lebendig. Ich habe ihr gewähltes Setting und die Charaktere gleich vor mir sehen können.
Das Buch fängt noch recht ruhig und langsam an, ich konnte die Charaktere kennenlernen und mir ein Bild von der Umgebung machen. So beginnt sich die Spannung in einem gemächlichen Tempo aufzubauen, aber auch permanent zu steigern, bis das Buch einen regelrechten Sog entwickelt und es sogar einen Showdown bekommt. Dabei ist es auch während den ruhigeren Sequenzen zu Beginn nicht langweilig, denn es wirkt einfach durch die Charaktere lebendig. Viele Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse halten den Leser bei der Stange und hier und da konnte die Autorin mich durchaus überraschen.
Ich verfolgte das Geschehen aus Lucys Perspektive, allerdings durch einen autarken Erzähler. Dieser schaffte es aber sehr gut, mir die Ereignisse und auch die Charaktere nahe zu bringen.
Lucy ist ein wundervoller Charakter und hat mir hier ganz besonders gut gefallen. Aber auch ihre etwas andere Freundin Amelia war lebhaft und interessant und brachte mich häufiger zum Schmunzeln. Lucy ist aber meine kleine Heldin hier, denn auch wenn die Situation gerade völlig beängstigend erscheint, bleibt sie mutig und beherzt. Auch sonst ist sie einfach eine richtige kleine Persönlichkeit, denn wirklich leicht hat sie es nicht. In der Schule ist sie die Außenseiterin und dann wurde sie auch noch von ihrer Mutter verlassen. Mit ihrem Vater trägt sie doch so den ein oder anderen Konflikt aus und das ließ dieses Buch auch, trotz der spukigen Atmosphäre wieder realer wirken. Letzten Endes mochte ich beide Mädchen unheimlich gerne und sie sind mir doch sehr ans Herz gewachsen. Aber auch die Nebencharaktere sind klar umrissen und wirken lebendig und durchaus überzeugend.
Das Ende ist zwar abgeschlossen und doch könnte ich mir vorstellen, dass dieses Buch auch fortgesetzt werden kann. Ich würde mich sehr freuen, mehr von Lucy und den anderen zu lesen.
Mein Fazit:
Ein gelungenes Jugendbuch, dass sich sprachlich und jugendlich an seine Zielgruppe orientiert, aber auch mir viel Spaß gemacht hat beim Lesen. Eine sehr sympathische Protagonistin mit einer sehr interessanten besten Freundin wuchsen mir ans Herz. Die Spannung steigert sich zwar langsam, dafür konstant und die Atmosphäre wirkt, ich denke vor allem bei jüngeren Lesern. Ich empfehle es sehr gerne weiter!