Rezension

Tolles Thema, aber ich habe mir schwer getan mit dem Lesens des Buches

Winterschwestern -

Winterschwestern
von Kristin Hannah

Bewertet mit 3 Sternen

Winterschwestern erzählt die Geschichte zweier Schwestern und ihrer ca. 80-jährigen Mutter nachdem der Vater verstorben ist. In Rückblicken werden die sehr emotionalen und traumatischen Erlebnisse der Mutter in ihrem früheren Leben nach und nach erzählt. Eine sehr dramatische und emotional bewegende Geschichte kommt zum Vorschein.

Das Cover gefällt mir gut. Magnolienblüten, die noch verschlossen sind, deuten an, dass es noch kalt ist und anschließend aber der Frühling beginnt. Wir befinden uns also zeitlich am Übergang, es entwickelt sich etwas.

Der Schreibstil wirkte für mich über weite Kapitel hinweg wenig flüssig, eher abgehackt. Lag es an der Übersetzung, dass diese eventuell nicht so gelungen war? Erst bei der Erzählung des ersten Märchens durch die Mutter ist es anders und das Märchen wurde spannend und ohne Brüche flüssig erzählt. Daher ist die unterschiedliche Erzählweise vermutlich ein Stilmittel der Autorin, um die Brüche, Ecken und Kanten in den Lebenswegen der Schwestern und ihrer Mutter zu verdeutlichen. 

Meredith und ihre Schwester Nina haben sehr unterschiedliche Lebensentwürfe, beide sind erfolgreich und doch gibt es unterschwellig Verhaltensweisen, die verwundern. Ganz dezent hat die Autorin Ungereimtheiten eingebaut, die mich an den Inhalt des Buches „Kriegsenkel“ erinnerten. 

Das Verhältnis der Schwestern zur Mutter ist sehr angespannt, große Enttäuschungen über deren liebloses Verhalten sind vorausgegangen. Mich hat das Thema, wie traumatische Erfahrungen und nicht verarbeitete Erlebnisse der Eltern sich auf das Familiengefüge und auf die Lebenswege der Kinder auswirken, sehr bewegt. Beim Inhalt hatte ich jedoch oft die Frage, ist das realistisch? Warum hat die Mutter sich nicht noch einmal gekümmert? Wie kann eine Ehefrau ihren Mann lieben, aber die Kinder nicht? Es sind so viele Fragen offen geblieben, so dass die Geschichte nicht rund auf mich wirkte. Auch das Ende ist nicht mein Fall und passt psychologisch betrachtet so gar nicht hinein.

Die Erlebnisse der Mutter vor der Familiengründung in Amerika wurden dagegen ausgesprochen intensiv, glaubhaft und realistisch geschildert. Mit so einer dichten, berührenden Geschichte in der Geschichte hatte ich nicht gerechnet. 

Ich habe das Buch, das auf historischen Ereignissen der Kriegszeit des II. Weltkrieges beruht, sehr gerne gelesen. Es lässt eine Zeit lebendig werden, die zu gerne vergessen wird. Leider gab es aber kein Nachwort, das erklärte, welche Anteile Fiktion und welche Realität waren.

Ich kann das Buch empfehlen für Menschen, die hautnah erfahren möchten, wie unbewältigte, verschwiegene Traumaerlebnisse Einfluss auf das Leben nachfolgender Familienmitglieder nehmen können.