Rezension

Trauerarbeit

Trauer ist eine lange Reise - Georg Koeniger

Trauer ist eine lange Reise
von Georg Koeniger

Bewertet mit 4 Sternen

Buchbeschreibung:

Kabarettisten sind lustige Kerle, auf der Bühne und im Leben. Das weiß jeder. Aber was ist, wenn so jemand den Menschen verliert, den er liebt? Darf auch ein frischgebackener Witwer witzig sein? Und kann eine Pilgerreise selbst dann Wunder wirken, wenn man bisher nicht viel vom Pilgern hielt? Die Frau des Kabarettisten Georg Koeniger – sportlich, kerngesund und Nichtraucherin – erkrankt im September 2012 an Lungenkrebs. Ihr größter Wunsch ist es, den Jakobsweg zu wandern. Doch sie schafft es nicht mehr – die Krankheit ist stärker. So setzt er sich in Würzburg aufs Fahrrad und fährt für sie los. Nach vier Wochen, 500.000 Pedalumdrehungen und fast 2500 Kilometern gelangt Georg Koeniger nach Santiago de Compostela. Eine Reise mit ungeahnten Hindernissen und vielen glücklichen Zufällen, die Abenteuer, Abschied, Selbstbesinnung und Neubeginn ist und bei der – aller Trauer zum Trotz – Koenigers Humor immer wieder aufblitzt

Leseeindrücke:

Ich habe diesen biografischen Roman "Trauer ist eine lange Reise" von Autor und Erlebet Georg Koeniger  bei einer Vorab-Leserunde gewonnen. Mein Interesse war bereits beim Lesen der Leseprobe erweckt worden, denn Georgs Frau Andrea hatte genau vor drei Jahren die gleiche Diagnose erhalten, die ich genau vor vier Jahren erhielt: Lungenkrebs. Dadurch wird in diesem Roman immer im Wechsel (gekennzeichnet mit einem Muschel-Symbol) in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen berichtet: Einmal der Handlungsstrang, in dem aus Georgs Sicht in der Ich-Perspektive berichtet wird, wie seine Frau die Krebsdiagnose erfuhr und wie sie an selbiger verstarb. Der andere Handlungsstrang - auf dessen Augenmerk auch der Roman gelagert ist - berichtet von Georgs Reise mit dem Fahrrad von Würzburg aus nach Santiago de Compostela, den Weg den seine Frau gerne auf dieselbe Art und Weise gereist wäre…

Der Roman selbst liest sich flüssig und auch sehr authentisch, da er es ja auch ist.  Ich persönlich hätte mich weitaus mehr über die Krankheits- und Leidensgeschichte seiner Frau interessiert. Die ist etwas kurz ausgefallen und auch wirkte der Ehemann und Autor stellenweise etwas kalt und wenig einfühlsam: Schreibt lieber an einer Bühnenkomödie, als seiner hilflosen Frau etwas zu reichen. Nach ihrem Sterben im Krankenzimmer, das er verschlafen hat, geht er neben ihrem Totenbett duschen, weil er wenn erst einmal alle davon erfahren haben, wenig Zeit dazu finden wird… Leider wird er mir dadurch nicht wirklich sympathisch, vllt. auch daher, da mein Mann mir während der Krankheitsphase mit Haut und Haar zur Seite stand und Arbeit auch Arbeit sein ließ…

Inhaltlich - wie bereits erwähnt - fand ich Andreas Geschichte weitaus interessanter, als Georgs Fahrradtour, aber von vorneherein war klar, dass eben der Hauptaugenmerk auf die Reise gerichtet sein wird. Etwa 250 Seiten, die ich in wenigen Stunden durchgelesen habe sind mir aber dennoch 4 Sterne wert.

© esposa1969