Rezension

Typischer Grisham

Die Erbin
von John Grisham

Seth Hubbard ist 71 Jahre alt und an Lungenkrebs erkrankt. Anstatt sein Ende abzuwarten, begeht er Selbstmord. Auch wenn niemand damit gerechnet hat, ist das doch verständlich - aber völlig unbegreiflich ist sein Testament, in dem er ausdrücklich seine Kinder und Enkel enterbt und alles der Haushälterin Lettie Lang vermacht. Die Empörung ist groß, und als sie Näheres erfahren, sind die Verwandten fassungslos: Der alte Mann, der so unscheinbar lebte, hinterlässt über zwanzig Millionen Dollar. Natürlich setzen sie daraufhin alle Hebel in Bewegung, um das Testament anzufechten. Vielleicht war Seth von seinen Schmerzmitteln so eingeschränkt, dass er nicht mehr zurechnungsfähig war? Oder vielleicht hat die Haushälterin ihn unrechtmäßig beeinflusst? Auch viele Einwohner der Stadt können nicht nachvollziehen, wie man seine Familie enterben kann und wollen sich nicht vorstellen, dass eine Schwarze reicher werden soll als alle weißen Einwohner. Der junge Anwalt Jake Brigance, von Seth als Anwalt für den Nachlass eingesetzt, hat einen schweren Kampf vor sich.

Grisham-Fans kennen den Anwalt schon aus dem Buch "Die Jury" - aber auch ohne Kenntnis dieses Buches ist "Die Erbin" gut verständlich. Wie bei Grisham üblich gibt es eine große juristische Auseinandersetzung und die dazu nötigen Untersuchungen. Wie üblich sind Gute und Böse klar gekennzeichnet, aber immerhin haben einige der Guten auch kleinere Charakterschwächen, und der Tote ist nicht eindeutig zuzuordnen. Insofern geht Grisham immerhin nicht völlig in Klischees auf. Und spannend ist die Geschichte allzumal, sogar doppelt: Wer wird im Rechtsstreit siegen - und wie kam es zu diesem eigenartigen Testament?