Rezension

Über die Kunst eines angenehmen Lebens

Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel - Seni Glaister

Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel
von Seni Glaister

Bewertet mit 3 Sternen

Mr. Doubler mag zwar nicht der größte Kartoffelbauer sein, aber er ist eindeutig der Beste auf seinem Gebiet. Schon mehr als zehn Jahre hockt Doubler in seiner Farm auf dem Hügel. Dabei vergisst er ganz die Welt um sich herum. Das ändert sich schlagartig als seine Haushälterin Mrs. Millwood nicht mehr zur Arbeit erscheint.

"Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel" ist ein charmant-verrücktes Buch, das dank des eigenbrötlerischen Kauz Doubler zum Nachdenken anregt. Gespickt mit Alltagsphilosophie und eine großen Portion herzlicher Gutmütigkeit, lernt man nicht nur die Kunst der Kartoffeln sondern auch eines angenehmen Lebens kennen.

Die Handlung bezieht sich auf das Einsiedler-Dasein von Mr. Doubler, und seine ersten Schritte in die weite Welt hinaus. Nachdem seine Haushälterin Mrs. Millwood nicht zur Arbeit kommt, mangelt es ihm nun völlig an menschlicher Nähe. Daher wird es für ihn Zeit, seinen Hügel zu verlassen, und sich sachte an Gesellschaft zu gewöhnen.

Mr. Doubler ist ein schrulliger Eigenbrötler, mit dem ich mir manchmal schwer tat. Oftmals fragte ich mich insgeheim, ob er zurück geblieben ist, weil er sozial derart inkompetent ist. 

Die Handlung ist großteils auf Gesprächs-Variationen beschränkt. Sei es, dass Doubler mit seiner Haushälterin Mrs. Millwood telefoniert, oder mit anderen Figuren über deren Leben schwadroniert. 

Im Fokus stehen eindeutig Menschen und Lebenssituationen, wobei sich die Autorin vor allem auf den Lebensabend konzentriert. Jedenfalls werden alle Figuren - mit oder ohne Beteiligung von Doubler -  im großen Stil analysiert, ohne diese zu verurteilen. Dabei zeigt der Protagonist selbst ein Händchen für das Auseinanderpfücken seiner Mitmenschen. Er durchdenkt die jeweilige Situation, und versucht, gemeinsam mit den Personen Lösungen für vorhandene Probleme zu finden.

Sprachlich und emotional finde ich Mr. Doublers Geschichte entzückend. Zusätzlich ist sie tiefsinnig umgesetzt. Dennoch fehlt es mir am letzten Funken, es hat Bewegung in der Geschichte gefehlt.

Meinem Empfinden nach leidet die Handlung zu sehr unter den philosophisch-anmutenden Gesprächssituationen. Es tut sich ingesamt wenig. Mr. Doubler lernt neue Menschen kennen, und stolpert damit in die nächste Plauderstunde.

„Es ist komfortabel. Vielleicht zu komfortabel. Meine Gefühle sind wie betäubt. Es ist schwer, sich an etwas zu freuen, wenn der Kontrast fehlt.“ (S. 278)

Dafür lernt man gemeinsam mit Doubler einen störrischen Esel und seine Pseudobesitzerin kennen, und erhält einen Crashkurs in die Thematik der Gin-Produktion. Die Esel-Eskapade fand ich amüsant, die Ausführungen zum Gin höchst interessant. Natürlich darf ich die Kartoffeln nicht vergessen, denn die sind essentiell! 

Insgesamt ist „Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel“ ein entzückendes, philosophisches Werk für ruhige Leseabende, das im Gesamtpaket überaus angenehm zu lesen ist.