Rezension

Über die Münchner Schickeria - Und über Freundschaft

Roxy -

Roxy
von Johann von Bülow

München - 80er Jahre - Schickeria - Roxy - Diskotheken - Disco - Coming of Age - Freundschaft - Saint Tropez - Jugend - Barcelona - High Society - Jungs & Freundschaft - falsche Entscheidungen - Lebenswege

          In den 80er Jahren war München "The Place to be". Coole Bars & Diskotheken, jede Menge Promis und die legendäre Schickeria. Damals war München "in", denn Berlin war noch geteilt und schwer zu erreichen, Hamburg kühl & edel und Köln fing gerade erst an, interessant zu werden. In den 80ern war ich oft in München, weil mein damaliger Freund dort studierte und so als Mädchen vom Lande haben mich damals die Lässigkeit und das Flair beeindruckt. Und die vielen tollen Bars. Auch wenn ich kaum in den sogenannten "In" Läden, wie dem Titelgebenden Roxy war.
Das ist bei Marc, dem Protagonisten dieses Romans anders. Obwohl er eher aus der Mittelschicht (Vater mittlerer Beamter beim BND, Mutter Lehrerin) und aus einem Neubaugebiet am Rand der Stadt stammt. Er bekommt durch seinen Freund Robert, genannt Roy, Zugang zu Glanz & Glamour. Denn Roys Vater hat Geld ohne Ende. So gibt es für die Jungs auch mal Urlaub auf einer Yacht im Mittelmeer oder in der Familienvilla in Saint Tropez. Und abends öffnen sich in München die Tore zum Roxy, vorbei am Spalier derjenigen, die nicht reinkommen und nicht dazu gehören.
Nach dem Abitur gehen die Freunde dann zunehmend getrennte Wege. Marc wird Schauspieler und Roy? Der muss kein Geld verdienen, sein Vater hat genug. Und seine Ambitionen und beruflichen Versuche sind nicht gerade erfolgreich....Und stirbt Roy mit Ende vierzig und Marc fährt zur Beerdigung. Während der langen Autofahrt lässt er die alten Zeiten und die Freundschaft zu Roy Revue passieren. .....
Im Gegensatz zu Titel und Klappentext ist dieser Debütroman weniger ein Buch über die Münchner Schickeria als vielmehr eine eingehende Betrachtung der Themen Freundschaft und Entscheidungen. Warum wählen wir welche Freunde? Was beeinflusst unsere Entscheidungen? Wie wäre unser Leben verlaufen, wenn wir andere Wege eingeschlagen hätten? Haben wir zu oft gezögert und so Chancen verpasst?

Mir haben die Gedanken im Roman zu diesen Themen gefallen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, weil es vor allem ein ziemlich typischer Coming-of-Age Roman ist, der (neben allen schwierigeren Themen) auch diese besondere Zeit im Leben, in der noch alles möglich erscheint, lebendig werden lässt. Besonders die Passagen, die auf der Yacht, in Barcelona und in Saint Tropez spielen, waren für mich aufgrund der abrupten Wechsel zwischen Glamour, heruntergekommenen Vierteln in Barcelona und der Einsamkeit der Jungs in der großen Villa sehr eindringlich.

Als Schauspieler fand ich die Rollen, die Johann von Bülow spielt, bisher weniger interessant. Als Autor hat er mich positiv überrascht.