Rezension

Übertrieben

Frauenheld - Lutz Schebesta

Frauenheld
von Lutz Schebesta

Bewertet mit 3 Sternen

Ich lese gern kurz vor dem Schlafengehen noch ein paar Seiten und immer dann wenn meine Hauptlektüre aus einem 900-Seiten-Schinken besteht, den man nicht so gut im Bett lesen kann, greife ich zu leichter Lektüre und so habe ich neulich dieses Buch gelesen. Bastian verlässt kurzerhand seine Freundin, mit der er noch nicht allzu lange zusammen war, weil es einfach nicht DIE eine ist. Wo bekommt man heutzutage nun schnell eine neue Freundin her, die dann bitte auch DIE eine sein soll und das möglichst noch vor Weihnachten, denn da ist Mann ungern allein. So hat sich Bastian bei Friendscout angemeldet und chattet die hübschesten Kölnerinnen an und hat so ein intressantes Date nach dem nächsten.
Als leichte Lektüre für zwischendurch ist das Buch wirklich prima, es ist weder besonders tiefsinnig oder schwer zu lesen, sondern leicht und locker und hat ausreichend kurze Abschnitte und ist im Gesamten nicht sonderlich lang. Das Thema ist aktuell und die Partnersuche aus der Sicht eines Mannes zu erleben war neu für mich. Das alles hat mir im Grunde sehr gut gefallen, wäre da nicht dieser ständige sexistische Unterton gewesen. Sicher der Protagonist ist ein Mann, doch für mein Empfinden hätte der Autor ruhig ein paar Klischees weniger bedienen dürfen. So suchte sich Bastian immer nur die super hübschen Frauen aus, traf sich sehr zügig mit ihnen, um sie näher kennen zu lernen und die Gespräche drehen sich im Prinzip von Beginn an nur um Sex. Vielleicht gehört dies ja in der Großstadt zum guten Ton, denn die Frauen machen auch munter mit, doch ich empfand das als sehr merkwürdig. Wenn ein Mann beim ersten Treffen oder beim ersten Telefonat solche detaillierten Gespräche mit mir führen wollte, ich glaube, das wäre auch ganz schnell zu Ende gewesen. Gut, es ist ein fiktives Buch und am Ende besinnt sich der Protagonist eines besseren, aber dennoch hat mich das zeitweise schon gestört, vor allem weil es am Ende des ersten Dates auch immer darum ging, ob er noch zum Zuge kommt, oder nicht. Und auch, dass er sich nur die hübschesten Frauen raussucht, mag ja auch den männlichen Trieben entsprechen, aber ich finde es doch sehr unwahrscheinlich, dass so viele Frauen mit Modelmaßen sich bei solch einer Agentur anmelden. Diesen Punkt hätte man etwas abwechslungsreicher gestalten können. Ohnehin wäre bei dieser geringen Seitenzahl noch Potential gewesen Macken oder andere Eigenheiten bei den Frauen einzubauen, so dass der kleine Bastian nicht gleich freudig erwacht, sondern die eine oder andere Überraschung erlebt.
Da ich im Grunde auch keinen tiefgründigen Roman erwartet habe, hat mich Frauenheld dennoch ganz gut unterhalten.

Fazit: In Frauenheld dreht es sich größtenteils nur um das eine. Auch wenn es ein Buch ist, dass die Partnersuche im Internet zum Thema hat, ist es doch etwas arg übertieben und auch oberflächlich, dass wirklich alle Frauen, mit denen Bastian sich trifft, perfekt sind. Keine Macken, keine Ecken, keine Kanten, dafür Modelmaße und Sex. Dies war für mich etwas zu übertrieben. Da ich das Buch aber nur als Nebenlektüre zur leichten Unterhaltun gelesen habe, war es dennoch unterhaltsam.