Rezension

Unerwarteter, aber guter Handlungsverlauf

Solange ich in deinem Herzen bin - S. D. Robertson

Solange ich in deinem Herzen bin
von S. D. Robertson

Bewertet mit 4 Sternen

"Solange ich in deinem Herzen bin" handelt von Will, der nach dem Tod seiner Frau seiner Tochter Ella versprochen hat, für immer für sie da zu sein. Doch dieses Versprechen kann er nicht einhalten, da er bei einem schweren Verkehrsunfall verstirbt. Die Seele Will weigert sich jedoch ins Jenseits zu gehen, um nur ja bei Ella sein zu können. Doch er ahnt nicht, dass er den Abschied für Ella so erst recht schwer macht...

"Solange ich in deinem Herzen bin" schien vom Cover, vom Klappentext und von Bewertungen her eine wahre Taschentuchlektüre zu sein. Zwar bin ich nicht der klassische Leser, der sich die ein oder andere Tränge verdrückt, dennoch lese ich solche Bücher gerne, weil sie auch mich anrühren und mich gedanklich noch lange begleiten. Daher war ich sehr überrascht, dass dieser Roman von S. D. Robertson doch wesentlich mehr bietet, als nur zu Tränen zu rühren.

Der Anfang des Buches ist in jedem Fall überraschend: die Handlung setzt direkt mit Will als Seele ein, da er gerade verstorben ist. Man ging mit der Erwartung daran Will und Ella glücklich zu begleiten und dass er als Vater dann plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Dies ist jedoch nicht der Fall und nimmt dem Buch daher doch einiges an Emotionalität gleich am Anfang. Denn die Bindung zu den Figuren, die die geteilten Gefühle verstärken, ist einfach noch nicht vorhanden. Zudem nimmt das Buch auch einen ganz anderen Handlungsverlauf. Denn wir erleben das Geschehen ausschließlich durch Will als Seele.

Dieses Konzept der Seele ist interessant gestaltet, zumal die Seelen nicht direkt ins Jenseits (das nie näher charakterisiert wird) übergehen, sondern häufig noch bis zur ihrer Beerdigung auf der Erde verharren oder eben für immer. Dennoch ist es in meinen Augen nicht 100% ausgearbeitet. Einige Fragen, wie Lizzie als Seele zur Lotsin wird, werden nicht erläutert. Aber die Geschichte bietet eben die Möglichkeit, dass Will nach seinem Tod seiner Familie weiter begleite kann. Diese Handlung fand ich sehr unterhaltsam, häufig ergreifend, aber auch spannend. So lernte man neben Will eben auch nach und nach seine Familienmitglieder kennen und lieben.

Dennoch war ich überrascht, dass die Bindung zu Will nie vollständig bei mir gelingen wollte. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass wir eben den lebendigen Will nie wirklich kennen lernen. Man weiß, dass er ein liebevoller Vater war und auch ein geliebtes Familienmitglied, aber ansonsten bekommt man ab und zu ein paar Happen zugeworfen (was er beruflich gemacht hat, seine Ehe mit Alice etc.), aber das war in meinen Augen schlicht zu wenig.

Trotz der mangelnden Bindung an die Hauptfigur konnte mich die Geschichte packen. Kurz vor Ende wird an Dramatik etwas zu viel aufgefahren, da muss man sich fast schon die Augen reiben, ob das alles wirklich so sein kann, aber dafür wird ein logisches und packendes Ende geboten, das man so durchaus als perfekt bezeichnen kann. Da Ende ist es dann auch, dass die Emotionen wirklich noch mal richtig aufkommen lässt, so dass der Abschied von diesem Buch letztlich auch mit Wehmut erfolgt.

Fazit: "Solange ich in deinem Herzen bin" überrascht mit einem vollkommen unerwarteten Handlungsverlauf. Dieser ist dennoch sehr interessant, ergreifend und spannend gestaltet. Die Bindung an die Hauptfigur gelingt zwar nicht, aber dennoch können viele Momente und vor allem das Ende tolle Emotionen hervorbringen, die das Buch als lesenswerte Lektüre festhalten.