Rezension

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Ungewöhnlich und trotzdem ein echter Winkelmann

Deathbook - Andreas Winkelmann

Deathbook
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch war so beworben und gehypt, dass ich Angst hatte, enttäuscht zu werden. Ich habe nur die "langweiligere" Taschenbuchversion gelesen, aber dennoch ging mir das Buch durch und durch. Auf dieses Buch hab ich mich schon gefreut und gleichzeitig hab ich mich auch davor gegruselt - nicht zuletzt aufgrund des Covers. Andreas Winkelmann finde ich immer spannend, oft gruslig und meistens auch etwas verwirrend (dieses Mal nicht - da war alles klar und realistisch). Winkelmann ist ein Autor, der interessante Gedanken und erschreckende Abgründe in sich hat. Und wenn das alles dann auch noch aus der Ich-Perspektive dargestellt ist, ist das schon echt packend. Schön fand ich auch, dass mit Michaela Sperling eine "alte Bekannte" aus den Winkelmann-Romanen noch einmal auftaucht.

Die Geschichte ist so geschrieben als hätte er sie selbst genauso erlebt. Seine Nichte stirbt auf den Gleisen durch einen Zug und alle gehen von Selbstmord aus. Nur er zweifelt das an, kennt er seine Nichte doch als fröhliches, zielstrebiges und lebensforhes junges Mädchen. Er kann sich nicht vorstellen, dass sie den Freitod und noch dazu auf eine so schreckliche Art und Weise wirklich selbst gewählt hat. Er fängt an nachzuforschen, wird verfolgt, zusammengeschlagen und findet einen Toten mit aufgeschnittenen Pulsadern. Einerseits kann er sich immer noch nicht vorstellen, dass seine Nichte Selbstmord begangen hat, gleichzeitig aber beginnt er zu zweifeln.

Interessanterweise wird das Geschehen in drei Strängen erzählt. Einmal aus der Sicht von Andreas Winkelmann (in einer abgewandelten Form des Autors selbst), dann aus der Sicht eines Schülers, der auf Splatter steht und unbedingt einmal sehen möchte, wie jemand real stirbt, und dann noch aus der Sicht eines Mädchens, die ihre Mutter tot am Fuße der heimischen Kellertreppe findet. Der Leser ist gespannt, wie sich diese Stränge im Laufe des Buchs miteinander verbinden. Das macht das Buch nochmal spannender. Genauso wie die vielen Cliffhanger, bei denen der Leser meint, er wüsste, wie es weitergeht. Dann aber wird ein anderer Erzählstrang in den Vordergrund gerückt und wenn es wieder in der anderen Geschichte weitergeht, ist alles ganz anders als gedacht.

Die Tatsache, dass Winkelmann über sich selbst schreibt, macht das Geschehen erschreckend authentisch und dadurch auch interessanter, gleichzeitig aber auch abstoßend und erschreckend. Als Leser weiß man nicht mehr, wo die Realität aufhört und wo die Fiktion anfängt. Und genau damit spielt Winkelmann auch, wie er ganz am Ende schreibt. Es sei seine Geschichte und die könne er erzählen, wie er wolle. Ein faszinierendes Buch!

Noch faszinierender war es sicherlich, das Deathbook in seiner ursprünglich interaktiven Form mit Videos und Fotos etc. zu lesen bzw. zu erleben. Das ist ein ungewöhnlicher, neuartiger Ansatz, der mir an sich gut gefällt, mir selbst aber zu heftig gewesen wäre.