Rezension

Unter Brüdern

Zorn - Wie du mir
von Stephan Ludwig

Zorns persönlichster Fall. Er ist familiär so weit darin verwickelt, dass er eigentlich vom Fall abgezogen werden müsste, aber für literarische Ermittler gelten bekanntlich andere Gesetze als für diejenigen aus der Realität.

Neben den unschönen Erlebnissen steht Zorns neue Aufgabe im Fokus: Als Vater. Edgar heißt der Kleine, Mama und Papa des Jungen leben zwar nicht zusammen, doch sie verstehen sich gut und teilen sich die Erziehungsaufgaben. Wobei Zorn seinen Teil der Elternschaft offenbar mit Schröder teilt, der bei sämtlichen Unternehmungen von Vater und Sohn dabei zu sein scheint.
Und noch ein Problem belastet Zorn: Seine gemeinsame Nacht mit der Staatsanwältin und die Sehnsucht, die sich daraus entwickelt, und die Distanz, mit der sie ihm im Dienst begegnet.

Der Fall ist nicht besonders verzwickt, aber von der Sorte, die den Leser miträtseln lässt. Glaubt man, der Lösung auf der Spur zu sein, kommt garantiert ein Puzzlestein dazwischen, der nicht ins Gesamtbild passt. Der Täter ist zwar keine große Überraschung, doch den Weg zu seiner Entlarvung schildert der Autor logisch und schlüssig. Auch wenn das tatsächliche Geschehen dahinter haarscharf an der Unglaubwürdigkeit vorbeischrammt.

Dass einige Figuren überzeichnet sind, verzeiht man dem Buch. Ein paar Sentimentalitäten auch.

Natürlich gehören die Frotzeleien zwischen Zorn und Schröder dazu, doch hier sind sie nicht so zahlreich, so bemüht geistreich und unecht wie in einigen Vorgängerbänden. Und auch Zorn tappt nicht in jedes Fettnäpfchen und tritt nicht von einer Peinlichkeit in die nächste. Das ist sicher der privaten Geschichte geschuldet, die ihn belastet.

Für mich der beste Band der Reihe.