Rezension

Verrückt nach Meer

Meerblick inklusive - Anna Rosendahl

Meerblick inklusive
von Anna Rosendahl

Bewertet mit 5 Sternen

~~Meikes Leben wird gerade gehörig durchgeschüttelt: die plötzliche Trennung von Freund Tom und damit der eher unfreiwillig Auszug aus der gemeinsamen Wohnung ausgerechnet zurück ins elterliche Kinderzimmer und dann auch noch der Verlust ihres Jobs. Da platzt die Nachricht herein, dass ihre Oma Elisabeth ihren Ehemann nach 50 Jahren einfach Knall auf Fall sitzenlässt und verschwindet. Meikes Opa, ein wahres Juwel von Kotzbrocken, kümmert sich lieber nur um sich selbst und seine Bedürfnisse, es scheint, als wäre es ihm gerade recht, mal freie Bahn zu haben. Auch Meikes Eltern sind nicht gerade in Sorge. Meike, die zu ihrer Oma ein ganz besonders herzliches Verhältnis hat, macht sich auf, sie Oma zu suchen und landet auf der Insel Amrum, die für ihre Großmutter immer schon eine ganz besondere Bedeutung gehabt hat. Ihre Oma bleibt zwar weiterhin verschwunden, doch tagtäglich trifft Meike auf nette Inselbewohner, die sie bei der Suche nach Elisabeth unterstützen. Meike fühlt sich auf Amrum immer heimischer, das mag zum einen an der verhexten Pension liegen, in der sie abgestiegen ist, wo eine Heilerin und ein Schamane mit ihr unter einem Dach leben und sie in die Welt der Meditation und Spiritualität einweihen, aber auch an Barne, dem rauhbeinigen Typen, den sie bereits auf der Fähre kennengelernt hat. Die Antworten auf Fragen über ihre Oma eröffnen Meike einiges aus deren Vergangenheit und die Spur zu einem Geheimnis, welches es zu lüften gilt. Wird Meike ihre Oma finden und wie wird es nach all den Niederlagen in ihrem eigenen Leben weitergehen?
Anna Rosendahl hat mit ihrem Buch „Meerblick inklusive“ einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der schon beim Anblick des Covers ein tolles Urlaubsflair verbreitet und mit der Geschichte endgültig für „Lust auf Meer“ sorgt. Der Schreibstil ist warmherzig, gefühlvoll und mit einer gewissen Situationskomik gespickt, auch der Inseldialekt kommt zeitweilig zum Tragen und macht die Geschichte umso authentischer. Der Leser begibt sich mit Einstieg in die Handlung auf ein gemeinsames Abenteuer mit Meike und macht dabei die Bekanntschaft von einigen sehr skurrilen und recht außergewöhnlichen Menschen, die so echt wirken, dass man den einen oder anderen anhand ihrer Eigenarten im eigenen Umfeld identifizieren könnte und sofort ein Bild vor Augen hat. Dieses Buch verursacht ein herrliches Kopfkino, dass durch die lebendigen und bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen der Insel Amrum sowie der süßen Köstlichkeiten ein wohliges Gefühl und einen Schmerz von Fernweh noch unterstrichen wird.
Die Charaktere sind ein bunter Haufen von verrückten Typen und Normalos, wie sie jedem von uns jeden Tag begegnen, hier tauchen sie nur in etwas geballter Form auf, was dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Dabei sind die Protagonisten mit liebevoller Hand gezeichnet und alles andere als perfekt, aber gerade deshalb fühlt man sich mit ihnen pudelwohl und möchte lange bei ihnen verweilen. Meike ist eine sehr sympathische Frau, die gerade mitten in einer Pechsträhne steckt. Doch das Schicksal ihrer Oma ist ihr wichtiger als alles andere, was einen ausgesprochenen Sinn an Mitgefühl, Herz und Empathie zeigt. Meike macht sich Sorgen und leider ist sie die Einzige aus ihrer Familie, denn ihr Vater ist eher sorglos, sprich gleichgültig. Und Omas Ehemann ist ein arroganter und kalter Fischkopp, dem es nur um sich selbst geht. Kein Wunder, dass Oma die Beine in die Hand und Reißaus genommen hat. Für die 50 Jahre Ehe hätte sie noch einen Orden für ihre Geduld verdient. Meikes Ex-Freund Tom ist auch so ein selbstverliebtes Schätzchen, der wohl noch Applaus erwartet, was er doch für ein toller Hecht ist. Barne, der Zufallstreffer an der Fähre, ist ein eher wortkarger und rauhbeiniger Typ, der erst auf den zweiten Blick interessanter wird. Auch die anderen Protagonisten wissen mit ihren kleinen Episoden die Spannung der Handlung zu steigern und dem Leser ein komplettes Bild zu vermitteln.
„Meerblick inklusive“ ist ein Roman, der alles beinhaltet, um sich als Leser wohl und gut unterhalten zu fühlen. Ein Familiengeheimnis, eine Liebesgeschichte, verrückte Typen – alles ist hier vereint und vermittelt auf wunderschöne Weise einen gedanklichen und entspannten Kurzurlaub. Aber Vorsicht: der Abschied fällt wirklich schwer! Absolute Leseempfehlung für alle, die Bücher mit Herz lieben!!!