Rezension

Verschenktes Potential

Ein unmögliches Leben - Andrew Sean Greer

Ein unmögliches Leben
von Andrew Sean Greer

Bewertet mit 3 Sternen

1985, Greta möchte weg, weg aus ihrem jetzigen Leben. Gerade ist ihr Bruder Felix gestorben, ihr geliebter Zwillingsbruder. Nathan ihr Partner verlässt sie. Wofür soll sie leben. Damit sie nicht von ihren Depressionen übermannt wird, lässt sie sich auf eine Behandlung ein. Dr. Cerletti verspricht mit einer Elektrotherapie ihr Leben zu verändern.
Erhält was er verspricht. Durch die Behandlung wird Greta ins Jahr 1918 geschleudert. Dort ist sie auch Greta, am gleichen Ort mit den gleichen Menschen, nur eben in einer anderen Zeit. Problemlos fügt sie sich in das Leben der anderen Greta ein. Auch diese Greta nimmt Behandlungen in Anspruch. Bei der nächsten Behandlung wird Greta (1985) ins Jahr 1941 gebracht.
Auf allen drei Zeitebenen lernt der Leser die verschiedenen Facetten von Felix und Nathan kennen, beeinflusst von den Geschehnissen der jeweiligen Zeitepoche. Greta bleibt als Protagonistin seltsamerweise immer etwas blass. Selbst ihre Trauer über den Verlust ihres Bruders gingen mir nicht wirklich nahe. Felix, der eigentlich interessanteste Charakter war mir unsympathisch und Nathan blieb oft im Hintergrund.
Die Idee hinter dem Roman finde ich sehr spannend, leider fehlte mir manchmal die Realität, denn für Greta gab es in keiner Zeit irgendwelche Anpassungsprobleme, auch merkte keiner ihrer Lieben, dass sie eigentlich eine andere Person war. Das fand ich nicht nachvollziehbar. Gleichzeitig fehlte mir der geschichtliche Bezug. Auch diese blieben im Hintergrund.
Der Roman liest sich sehr gut, es gibt schöne Zitate. Mit den verschiedenen Zeitebenen kam ich nicht durcheinander. Eine schöne Sprache, die mir manchmal  zu schwülstig war, ähnlich einem "Genieße das Leben"-Buch. Leider hat der Roman insgesamt, das große Potential, was ich auf den ersten Seiten gespürt habe, verschenkt.