Rezension

Viel Potential verschenkt

Land ohne Lilien - Geraubt - Lauren DeStefano

Land ohne Lilien - Geraubt
von Lauren DeStefano

Bewertet mit 3 Sternen

"Geraubt", der Auftakt der "Land ohne Lilien"-Trilogie, ist mir schon bereits häufiger auf vielen englischsprachigen und deutschen Blogs begegnet, von daher war ich dementsprechend neugierig und wollte dem Buch unbedingt eine Chance geben. Meine Erwartungen waren weder zu niedrig, noch zu hoch und deshalb habe ich mich auf ein paar interessante Lesestunden gefreut. Leider war ich am Ende dann doch trotz vieler guter Ansätze ein klein wenig enttäuscht.

Mir hat der Schreibstil zunächst gut gefallen, da man einen sehr guten Einblick in Rhines bisheriges Leben und dem Leben anderer Menschen erhält. Die ersten hundert Seiten waren schnell gelesen, doch dann brach die Geschichte leider ein. Problem ist, dass das Buch ab der Mitte sehr stark nachlässt. Die Geschichte verlor sich immer mehr, die Handlung zog sich wie Kaugummi und auch die Dialoge wirkten plötzlich nur noch hölzern, so als hätte die Autorin zeitweise einfach keine Lust und/oder Konzentration mehr gehabt. Gleiches gilt auch leider für die Figuren, die immer blasser wurden. 

Rhine ist zwar an sich ein wirklich sympathisches Mädchen mit einer bewegten Vergangenheit, allerdings konnte ich ihre Gedanken und ihr Handeln nicht immer nachvollziehen. Was sie durchmachen muss, wünscht man sicherlich keinem Menschen, allerdings muss man auch dazu sagen, dass sie ein weitaus schlimmeres Schicksal hätte haben können, wenn man bedenkt, wenn man an ihre Alternativen (u.a. Ermordung) denkt. Gleiches gilt zum Großteil auch für Gabriel. Dieser kommt zwar recht sympathisch rüber, allerdings konnte ich auch oftmals nichts mit ihm anfangen, da er oftmals unnahbar erscheint, was aber auch zum Teil an seiner beruflichen Situation lag. Linden fand ich dagegen oftmals sehr interessant, auch wenn es zu ihm nur selten ein paar wirkliche Einblicke gab.

Das System, das hier beschrieben wird, klingt auf den ersten Blick tragisch, interessant und vor allem unheimlich spannend. Die Idee, dass die neueste Generation durch missglückte Genexperimente bereits mit 20 Jahren (Frauen), bzw. 25 Jahren (Männer) stirbt, fand ich zwar interessant, allerdings wurde diese in meinen Augen oftmals nur lieblos umgesetzt. Hier hat die Autorin ihre Chancen auf eine durchweg spannende Geschichte einfach nicht genutzt, denn so ist noch deutlich Luft nach oben, da sehr viel Potential auf der Strecke blieb.

Die Covergestaltung finde ich wiederum sehr schön, da sie gut zur Geschichte passt und Rhines Haltung auf dem Bild gut zu ihrem dargestellten Wesen abgestimmt ist. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und hat mich direkt angesprochen. Dem Verlag kann man von daher definitiv keine Schuld an meiner Enttäuschung geben.

Insgesamt ist "Geraubt", der Auftakt der "Land ohne Lilien"-Trilogie, sicherlich eine nette Geschichte, allerdings wollte der Funke bei mir nie so ganz überspringen. Der Plot und die Figuren sind zwar allesamt okay, jedoch hat mir die gesamte Zeit über das gewisse Etwas gefehlt. Von daher bin ich mir noch unsicher, ob ich dem zweiten Band "Geflohen" noch eine Chance geben soll. Wer jedoch ein eingefleischter Fan von Dystopien ist, sollte sich das Buch keinesfalls entgehen lassen.