Rezension

Viele Chancen verschenkt

Ich, ein Sachse -

Ich, ein Sachse
von Samuel Meffire

Bewertet mit 2 Sternen

In "Ich, ein Sachse" erzählt uns Samuel Meffire seine Lebensgeschichte: vom Kennenlernen seiner Eltern, über die Kindheit als Afrodeutscher in DDR bis hin zu einer extrem turbulenten Nachwendezeit. Dabei trifft er sowohl auf Nazis als auch auf Minister, tingelt durch Fernsehstudios, kommt aber auch mit dem Gesetz in Konflikt.

Dieses Buch hatte SO viel Potential. Samuel Maffire hat wirklich eine absolut faszinierende Lebensgeschichte, die schon damit losgeht, dass sein Vater ein kamerunischer Austauschstudent in der DDR war, der am Tag seiner Geburt unter nicht komplett geklärten Umständen umkam. Wie Meffire als afrodeutsches Kind in der DDR aufwächst, wird tatsächlich sehr interessant erzählt und auch wenn mich zu diesem Zeitpunkt der doch recht pathetische und leicht selbstmitleidige Schreibstil etwas störte, gefiel es mir da doch noch recht gut.

Leider ging diese Meinung im Laufe des Buches immer mehr ins Schlechte über. Der Autor setzt ziemlich viel Wissen von Leser voraus, vor allem, was Kriminalität und Untergrund angeht, manchmal hatte ich auch echt das Gefühl, dass er meint, dass alle Leser ihn bereits vor der Lektüre kennen (was bei mir nicht der Fall war). Gerade ab der Wendezeit werden inflationär viele Metaphern und sprachliche Bilder genutzt, die irgendwie keine Funktion haben, außer dass alles übertrieben tough klingt. Manche Dinge werden nur angedeutet und nie wieder aufgegriffen, während andere Aspekte bis ins Kleinste beschrieben werden. So gibt es am Ende noch einige offene Fragen beim Lesen bzw. war mir bei manchen Dingen nicht so wirklich bewusst, warum der Autor sie eingebracht hat, wenn er später nicht noch einmal sich darauf zurückbezieht.

Als Meffire über seine eigene Straffälligkeit in den 90ern erzählte, verstand ich nicht mal vollständig, was genau er getan hatte. Sicher ist es schwer, über solch große Fehler zu schreiben, aber wenn ich im Nachhinein den Wikipedia-Eintrag einer Person lesen muss, um zu verstehen, was sie in ihrer Autobiografie geschrieben hat, ist das eigentlich ein schlechtes Zeichen. Mich verwundert all das schon sehr, da Meffire nicht als einziger Autor aufgeführt ist.

Das ist alles wirklich schade. Meffires Geschichte ist an sich unglaublich interessant und verdient es wirklich erzählt zu werden, aber der Schreibstil dieses Buches hat mein Interesse wirklich minimiert.