Rezension

Viele Liebe aber trotzdem kein Kitsch

Liebe und Verderben - Kristin Hannah

Liebe und Verderben
von Kristin Hannah

Mitreisend von der ersten bis zur letzten Seite!

Leni ist zu Beginn der Geschichte 14 Jahre alt und hat alles andere als eine gewöhnliche Kindheit. Durch die posttraumatische Belastungsstörung ihres Vaters Ernt, der einst im Vietnamkrieg gekämpft hat, zieht die Familie rastlos von einer Stadt in die nächste, in der Hoffnung, dass die Gewaltausbrüche und Verschwörungsfantasien langsam abnehmen. Ein Hoffnungsschimmer taucht plötzlich per Brief auf, in dem die Familie erfährt, dass Bo, ein Freund von Ernt, der während des Krieges gefallen ist, ihm ein Stück Land in Alaska hinterlassen hat. Also ein erneuter Umzug, ein neuer Start.

Und tatsächlich scheint das Experiment zunächst zu glücken. Die besondere Dynamik der Einwohner Alaskas und die ständige Arbeit, die überall wartet geben der Familie zunächst Zusammenhalt und Ausgleich. Aber die langen dunklen Winter machen Ernt dann doch wieder zu schaffen und es beginnt eine Zeit der Anfeindungen und des Misstrauens. Alles spitzt sich mehr und mehr zu, doch Lenis Mutter Cora kommt nicht aus ihrer Abhängigkeit zu Ernt heraus. Ernt beginnt seine Familie mehr und mehr aus der Dorfgemeinschaft zu isolieren. Leni, die sich gut eingelebt hat und bereits ein Knistern zwischen sich und ihrem Freund Matthew spürt bringt sich damit mehr und mehr in Gefahr.

Der Schreibstil von Kristin Hannah ist wie gewohnt großartig. Sie beschreibt die Umgebung und die Menschen mit einer Intensität und Liebe zum Detail, die einem das Gefühl gibt mitten im Geschehen zu sein. Darüber hinaus schafft sie es konstant die Spannung hoch zu halten und den Leser im Geschehen versinken zu lassen. Man merkt gar nicht wie man eben mal 200 Seiten weggelesen hat, gefühlt ohne überhaupt Luft geholt zu haben.

Man wird von einem Gefühlszustand in den nächsten geschleudert, von Spannung über Dramatik zu Wut oder Glück. Dabei wird es jedoch nie zu kitschig oder unrealistisch.

Auch Alaska als Schauplatz des Geschehens hat mir großartig gefallen. Ich hatte zuvor noch kein Buch gelesen, dass in Alaska spielt und fand dass die Besonderheiten der Natur und des Klimas einen schönen Rahmen für die Handlung gebildet haben. Die Bewohner Alaskas sind alle für sich einzigartig, jedoch jeder mit dem Herz am rechten Fleck. Die Dynamik und der Zusammenhalt der Gemeinschaft hat der Geschichte noch mehr Würze und Herz verliehen.

Ein wirklich wundervoller Roman über Liebe von ihrer guten wie auch schlechten Seite mit einer traumhaften Kulisse und tollen Protagonisten.