Rezension

Viveca Sten in Bestform!

Flucht in die Schären - Viveca Sten

Flucht in die Schären
von Viveca Sten

Bewertet mit 5 Sternen

Mina Kovač lebt an der Seite ihres Mannes Andreis in ständiger Angst. Er misshandelt sie grundlos und in letzter Zeit werden die Angriffe immer brutaler. Andreis scheint langsam völlig die Kontrolle über seine Aggressionen zu verlieren. Als Mina vergisst, einen Staubsauger wegzuräumen, prügelt Andreis sie bei seiner Heimkehr krankenhausreif. Ein anonymer Anrufer, der Polizei und Rettungsdienst informiert, kann gerade noch verhindern, dass Mina totgeprügelt wird. Mina kommt ins Krankenhaus und Andreis in Gewahrsam. Andreis steht außerdem unter Verdacht, Steuerhinterziehung im großen Stil zu betreiben und illegalen Geschäften nachzugehen. Doch bisher fehlen der Staatsanwältin Nora Linde die Beweise, um ihren Verdacht zu untermauern. Wenn Mina ihren Mann anzeigen würde, hätte Nora die Möglichkeit ihn länger festzusetzen und ihre Anklage gründlicher vorzubereiten. Außerdem hat Nora die Hoffnung, dass Mina eine wichtige Zeugin sein könnte. Deshalb sucht sie die junge Frau im Krankenhaus auf, um sie dazu zu überreden, ihren Mann anzuzeigen und ihn zu verlassen.  Nora bietet ihr den Aufenthalt in einem Schutzhaus an. Doch Mina hat Angst, denn sie weiß genau, wozu Andreis fähig ist....

"Flucht in den Schären" ist bereits der neunte Band, in dem der schwedische Kriminalkommissar Thomas Andreasson, gemeinsam mit seiner Jugendfreundin Nora Linde, ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann mühelos folgen, wenn man noch keinen Band der Reihe gelesen hat. 

Dieser aktuelle Fall unterscheidet sich deutlich von den Vorgängerbänden, denn normalerweise wird dem Leben auf der Schäreninsel, und den privaten Nebenhandlungen der Hauptcharaktere, weitaus mehr Raum gegeben. Doch dieses Mal stehen Mina Kovač, und die Konsequenzen ihrer Flucht vor dem gefährlichen Ehemann, eindeutig im Zentrum der Handlung. Das wirkt sich sehr auf die Spannung aus, denn die sonst eher gemächliche Krimireihe entwickelt sich in diesem Band zu einem hochspannenden Thriller, bei dem Gänsehaut und Nervenkitzel garantiert sind.  

Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es gibt außerdem immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Hier wirft man einen Blick auf  Andreis Kindheit in Bosnien. Die Handlungsstränge in der Gegenwart sind durchgehend interessant und häufig so spannend, dass man förmlich in den Sog der Ereignisse gerät und das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Denn Viveca Sten versteht es hervorragend, Charaktere und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie beim Lesen mühelos vor Augen hat. Die Gefahr, die von Andreis ausgeht, ist zwischen den Zeilen spürbar. Deshalb hofft und bangt man mit Mina mit und mag manchmal kaum glauben, wie skrupellos Andreis vorgeht. Dadurch liest sich dieser Band quasi von selbst. 

Ich habe bisher alle Bände der Reihe mit großer Begeisterung gelesen, doch mit diesem Teil hat Viveca Sten sich selbst übertroffen. Denn die gesamte Handlung wirkte auf mich so spannend, dass ich das Buch bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mochte. Ich konnte mich ganz auf das Gelesene einlassen und habe mit Mina mitgefiebert. Obwohl ich gestehen muss, dass Thomas Andreasson  ein wenig zu sehr zur Randfigur degradiert wurde, bin ich voll und ganz begeistert von diesem Teil der Reihe!