Rezension

Vorne hui, hinten pfui!

Liebe unter Fischen - René Freund

Liebe unter Fischen
von René Freund

Bewertet mit 3 Sternen

„Liebe unter Fischen“ handelt von Alfred Firneis. Der gebürtige Österreicher feierte bereits in Berlin mit zwei Gedichtbänden Erfolge. Nun ist er aber an einem Tiefpunkt angelangt. Fred hat Angst vor die Tür zu gehen, er trinkt den lieben langen Alkohol und für seine eigenen Werke hat er nur noch Kritik übrig. Seine Verlegerin Susanne Beckmann kann dies nicht mehr mit Ansehen, zumal der Erfolg ihres Verlages von einem weiteren Bestsellers Firneis’ abhängig ist. Also verfrachtet sie ihren Schützling kurzerhand mit der Diagnose „Burnout“ nach Österreich auf eine einsame Hütte. Dort findet er tatsächlich wieder zu sich selbst und zu vielem anderen…

Bis zur Hälfte des Romanes war ich sehr angetan. Fred Firneis war trotz seiner Macken sehr sympathisch und vor allem wurde er auch so dargestellt, dass man schnell mit ihm mit empfinden konnte. Die Story an sich war auch vielversprechend. Ein Mann am Tiefpunkt seines Lebens geht in die Einsamkeit, um als neuer Mensch mit Hoffnung zurückzukehren. Hinzu kam der abwechslungsreiche Erzählstil. Mal personaler Erzählstil, mal Austausch anhand von Briefen, mal Mails, mal Sms, mal Ansagen auf dem Anrufbeantworter. Da man nie wusste, was einen auf der nächsten Seite für ein Erzählstil erwarten würde, gab dies zusätzlich Spannung.
Ganz besonders hat mir auch gefallen, wie charmant und beiläufig witzig dieser Roman war, zumindest Schmunzeln konnte man bei „Liebe unter Fischen“ permanent. Besonders in seinen Briefen an seine Verlegerin Susanne wurde dies deutlich. Hinzu kam, dass diese Briefe mal wieder bestätigten, dass man in schriftlicher Form am ehrlichsten ist und so war der Prozess von Fred wunderbar zu erkennen. Der zweite sehr gelungene Aspekt war dann, wie mit dem Gegensatz Stadt-Land umgegangen wurde. Ein beliebtes Thema, das auch nie langweilig wird. So traf ein völlig fertiger Fred mit den Eindrücken der Großstadt auf die Einfachheit der Leute im österreichischen Hochland. Statt dadurch Konfliktpotenzial hervorzubeschwören, wurde dieser Gegensatz dazu genutzt Fred wieder zu „heilen“.
Die zweite Hälfte dann war nicht grottenschlecht, aber sie konnte nicht wirklich mit der ersten mithalten und somit endete der Roman dann etwas ernüchternd. Der ganze Plot wirkte am Ende einfach zu sehr konzentriert und ich hatte das Gefühl, dass es am Ende unbedingt für alle ein Happyend geben muss. Dies war auch der Grund, warum ich die permanenten Perspektivwechsel gegen Ende nicht als spannungssteigerndes Element empfunden habe, sondern einfach nur vorhersehbar. Und gerade weil es so vorhersehbar war kam das offene Ende dann wiederum sehr unerwartet. Dies spricht aber ebenfalls dafür, dass es dem Autor, René Freund, nicht gelungen ist einen Stil und vor allem einen Stil auf einem ähnlich hohen Niveau beizubehalten.

Mein Fazit ist also, dass „Liebe unter Fischen“ gut für eine kurzweilige Lektüre geeignet ist. Die Handlung ist nicht kompliziert, sie lässt sich einfach lesen und dadurch ist man auch schnell mit Leser fertig. Inhaltlich weist der Roman ab der zweiten Hälfte einige Mängel auf, die das Gesamtbild dann doch stören. Wer also einfach nur gut unterhalten werden will, ist hiermit sicherlich gut bedient, wer aber auch inhaltlich eine nachvollziehende Storyline mit Tiefgang geboten haben möchte, sollte sich lieber anderweitig umsehen. Somit vergebe ich drei Sterne.