Rezension

Wären die Kritikpunkte nicht gewesen, wäre das Buch so gut!

Blind - Christine Brand

Blind
von Christine Brand

Bewertet mit 3 Sternen

Vorab ein paar Worte zur Gestaltung: Das Cover, der Buchrücken und die Rückseite des Buches sind immer jeweils oben und unten von den Ecken ausgehend rau. Das finde ich gerade bei diesem Buch richtig toll. Blinde müssen sich ja z.B. beim Lesen auf ihren Tastsinn verlassen mit der Blindenschrift. Ich finde es super, dass man also bei diesem Buch mit einem blinden Protagonisten auf dem Cover, Buchrücken und der Rückseite so viel ertasten kann. 

Zudem muss ich bei diesem Buch die Schriftgröße loben, die ich als sehr angenehm empfand. Das Buch ist ein Softcover, sprich ein größeres Taschenbuch und dass hier auf eine größere Schrift gesetzt wurde finde ich einfach ganz toll. Das macht das Lesen gleich viel angenehmer.

 

 

Nathaniel ist blind und eigentlich kommt er sehr gut zurecht, bis auf kleinere Schwierigkeiten. Doch es gibt Hilfsmittel, das wichtigste ist seine eigenwillige Blindenhündin und ein anderes, dass er liebgewonnen hat ist die App „Be my eyes“, über diese App werden Blinde mit Sehenden über Videochat verbunden und können sich deren Augen „leihen“. Nathaniel wird über die App mit der hochschwangeren Carole verbunden, die er um Hilfe bittet ein bestimmtes Hemd für das Geburtstagsessen mit seiner ehemaligen Pflegemutter zu finden. Sie unterhalten sich noch kurz, doch dann hört Nathaniel einen schrecklichen Schrei, einen Aufprall und ein schleifendes Geräusch, dann ist die Leitung tot. Er ist sich bald sicher: Carole ist etwas passiert! Er kontaktiert die Polizei, doch niemand will ihm glauben. Doch er ist Caroles einzige Chance, also setzt er alle Hebel in Bewegung, um selbst nach ihr zu suchen.

 

 

Ich fand Carole und Nathaniel total sympathisch! Die Situation muss schrecklich sein für beide. Doch ich kann ihn nur bewundern, dass er dranbleibt, fest davon überzeugt, dass etwas passiert ist. 

 

Was mich allerdings extrem gestört hat, war das Verhalten der Polizei. Nathaniel schleppt immer mehr Beweise an, mit Hilfe seiner Reporter-Bekannten Milla, doch der Ermittler, der sogar mit Milla zusammen ist, weigert sich sie ernst zu nehmen. Schlimmer noch, er hält Nathaniel für verrückt und gefährlich. Ich meine wie blöd ist dieser Mann?! Ich habe mich sehr über ihn aufgeregt. 

 

Die Handlung machte wirklich Sinn, bis kurz vor Schluss, da wurde es für meinen Geschmack zu abstrus. Mir ist die Wendung / Auflösung zu sehr an den Haaren herbeigezogen bzw. konstruiert. Ebenso, wie die Verbindung zu einem anderen Fall. Plötzlich hängt alles irgendwie zusammen und so viele Zufälle und Verbindungen kann es gar nicht geben, außer in einem 100 Einwohner-Dorf, aber nicht in einer Großstadt.

 

Wären diese zwei Kritikpunkte nicht gewesen, hätte dieses Buch wirklich gut sein können. So wird einfach zu viel an Enthüllungen, Verbindungen und abstrusen Entdeckungen in wenige Seiten gequetscht.

 

Was ich ebenfalls schade fand war das offene Ende. Ein Haupthandlungsstrang endet einfach so, ohne, dass man im Epilog oder so noch erfahren würde, wie das jetzt genau ausgegangen ist. Das regt mich wirklich auf. Ich fühle mich da wirklich wie in der Luft hängend.

 

Fazit: Das Buch ist die ersten 75-85% echt gut, doch dann gerät es aus der Spur. In meinen Augen hat die Autorin hier zu viel gewollt. Alle aufgemachten Handlungsstränge und genannten Polizeifälle sollten in zusammengeführt werden und zusammenhängen. Dadurch wird das leider alles unglaubwürdig und wirkt an den Haaren herbeigezogen und krampfig. 

Zudem hat mich der Hauptermittler extrem genervt. Der stellt sich so dar, als sei er nicht nur unfähig, was an sich schon schlimm genug ist, sondern auch noch unwillig. Mich hat das wirklich wütend gemacht. 

Wären diese Punkte nicht gewesen, hätte das Buch wirklich ein 5 Sterne Thriller sein können, so reicht es leider nur zu 3 Sternen.