Rezension

War okay. Eine nicht ganz leichte Geschichte für Zwischendurch.

Einer da oben hasst mich
von Hollis Seamon

Mit eigenen Worten
Richard ist 17 Jahre alt und hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Seine Tage verbringt er jetzt in einem Hospiz, doch davon lässt er sich nicht unterkriegen. Er will etwas aus seinem Leben machen, egal wie kurz es ist, er will jeden Tag genießen, egal wie viele ihm noch zur Verfügung stehen. Er packt das Leben an und wird dabei von einem verrückten Onkel, den Pflegern und Sylvie, die selber Patientin im Hospiz ist, unterstützt.

Wirkung
Das Cover und der Titel haben mich quasi angesprungen und gesagt: "Lies mich! Sofort!". Ich musste dieses Buch einfach haben. Der Titel und das Cover passen wunderbar zusammen. Es sieht aus, als wenn der junge Mann in den Himmel schaut, um zu sehen, wer da oben ist, der ihn so schrecklich hasst. Wirklich toll, weil es einen sehr engen Bezug zum Buch hat. Bin begeistert.

Positives
Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr positiv aufgefallen, weil das Buch aus Richards Sicht geschrieben ist und er den Leser direkt anspricht. Was in manchen Büchern nervt, hat hier wirklich gut funktioniert, ich hatte das Gefühl, dass ich ein Teil der Geschichte bin. Man musste sich nicht in eine schon laufende Geschichte hineinfinden, sodass man in Ruhe Zeit hatte sich an Richard und seine Lebensumstände zu gewöhnen. Den Schreibstil habe ich sehr locker und leicht zu lesen empfunden. Es wurden kurze und prägnante Sätze verwendet und ich hatte das Gefühl, dass dort wirklich ein 17 jähriger Junge schreibt - dh. die Schreibweise kamen mir nicht gekünstelt vor, was ich immer sehr wichtig finde. Auch die Charaktere fand ich weitestgehend gut beschrieben und nicht zu übertrieben. In Richard konnte ich mich natürlich am besten hineinversetzen, weil er alles was er erlebt mit uns teilt, so auch seine Gedanken und Gefühle, aber auch Edward und Phil fand ich toll beschrieben. Edward schien mir so ein richtiger Kumpeltyp zu sein, genau der Richtige um in einem Hospiz zu arbeiten. Apropos Hospiz, das ist wirklich mal ein ganz besonderes Setting. ich finde, dass auch heutzutage noch viel zu wenig über Hospize geredet wird, umso schöner finde ich es, dass es in einem Buch thematisiert wird. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass es noch ein bisschen besser beschrieben gewesen wäre von den Abläufen und soweiter her, um das ganze ein bisschen greifbarer zu machen. Für mich hat es hier leider eher ein bisschen wie eine x-beliebige Station in einem Krankenhaus gewirkt.

Negatives
Leider konnte ich in der ganzen Geschichte nur dadurch einen Verlauf erkennen, dass das Buch in drei Abschnitte unterteilt war, die mit einem Zeitraum (zb 30.10-01.11) beschrieben waren. Es gab für mich tatsächlich keinen wirklichen Verlauf. Richard beschriebn eben seine Tage und was während dieser passierte. Außerdem hätte ich mir eine intensivere Charakterisierung zu Sylvie gewünscht. Sie kam mir ein bisschen zu kurz. Natürlich hat man auch Sylvie aus der Sicht von Richard gesehen und konnte somit auch nur wissen was er wusste, aber insgesamt war sie mir einfach zu blass, dafür dass sie eine Hauptperson war.
Insgesamt hat mir die Fülle an Emotionen gefehlt hat, die ich hier eigentlich erwartet hatte. Immer wenn es zu einer Situation kam, die eigentlich sehr emotional sein könnte, wurde abgekürzt oder gar nichts dazu gesagt. Das hat mich dann beim Lesen doch etwas frustriert.
Das Ende war so wie ich es erwartet hatte und ebenfalls irgendwie zu emotionslos. Gerade in einer solchen Situation sollten doch die Emotionen explodieren. Es hat mir einfach was gefehlt, auch wenn ich nicht genau benennen kann, was das war.

Zitat
Folglich spult sich folgender Dialog ab: "Warum bist du hier? Was fehlt dir, mein Sohn?" Dann sage ich ganz ernst und unschuldig: "Ich habe das EDOHM-Syndrom." Der andere steht dann dumm da und sagte nur so was wie "Hä?", und dann sage ich es noch mal: "Ich habe das EDOHM-Syndrom. Es ist ein Akronym." Viele wissen nicht, was ein Akronym ist, aber ich warte immer ein bisschen, bevor ich sie aufkläre: "Ich habe das Einer-Da-Oben-Hasst-Mich-Syndrom."

Bewertung
Note 3 {befriedigend}
Ich kann hier leider keine bessere Note vergeben, weil meine Erwartungen an das Buch nicht erfüllt worden sind. Es war für mich in Ordnung und somit durchschnittlich. Die Emotionen waren mir zu wenig ausgeführt und es wa kein wirklicher Verlauf zu erkennen gewesen. Das alles wird aber wett gemacht durch den sehr angenehmen Schreibstil und Richard, der mir mit der Zeit ein bisschen ans Herz gewachsen ist. Die positiven und negativen Elemente halten sich bei diesem Buch ziemlich die Waage, deswegen ist meine Benotung, denke ich, angebracht.
Ich würde dieses Buch Lesern empfehlen, die eine Geschichte für Zwischendurch mit einem ernsten Thema suchen und keine tränenreiche Story erwarten.