Rezension

Warum musste Lara sterben?

Mordsschnee - Marc Girardelli, Michaela Grünig

Mordsschnee
von Marc Girardelli Michaela Grünig

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber darüber hinaus sind die Alpen auch quasi die europäische Klima-Frühwarnanlage. Die hiesigen Ökosysteme reagieren besonders sensibel auf die Erderwärmung und andere schädliche Einflüsse...“

 

Nach seinem schweren Unfall will es Marc noch einmal wissen. Er kämpft um die fünfte Kristallkugel. Doch sein Konkurrent ist ihm einen Schritt voraus.

Andrea, Marcs Freundin und ehemalige Polizistin, möchte, dass Marc sein Leben nicht mehr an den Skizirkus bindet. Sie wünscht sich ein gemeinsames Leben.

Jonas ist ein hochbegabter Junge. Er setzt sich für den Umweltschutz ein.Dazu hat er ein Treffen mit der Journalistin Lara Frey verabredet. Am Nachmittag hatte diese allerdings eine heftige Auseinandersetzung mit Marc.

Abends wird die junge Frau von Marc tot in ihrem Hotelzimmer gefunden. Er wird als Täter verhaftet.

Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen, aber auch informativen Krimi geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Reihe. Zum ersten Teil gibt es wenige kurze Hinweise. Ich hatte aber keinerlei Problem, der Handlung zu folgen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Jonas erzählt seine Part selbst und lässt mich so an seinen Gedanken teilhaben. Dieser Teil wurde kursiv gesetzt und so sofort kenntlich gemacht. Mit Jonas hat die Autorin einen besonderen jungen Mann kreiert. Er ist reifer als Gleichaltrige, hat aber Schwierigkeiten, Menschen richtig einzuschätzen. Seine fast wissenschaftlichen und manchmal belehrenden Ausführungen werden nicht nur von seinem Vater als nervend empfunden. Mir war der Junge trotzdem sympathisch, denn er weiß, was er will und geht den Weg konsequent. Das Eingangszitat stammt von ihm und auch die folgenden Worte:

„...Ein durchschnittlich begabter Erwachsener hat im Zeitalter von Smartphones, WhatsApp und Facebook ungefähr die gleiche Aufmerksamkeitsspanne wie ein Eichhörnchen...“

Gut gefallen hat mir außerdem, dass ich in die Feinheiten des Skisports eingeführt wurde. So gibt es Informationen zu Schneequalität und Präparation der einzelnen Pisten. Das wird geschickt in die Handlung integriert und hat keinerlei Einfluss auf den hohen Spannungsbogen.

Genauso intensiv werde ich durch Andreas Recherchen über das Thema Kunstschnee und dessen Folgen informiert.

Die Beziehungen der Protagonisten stellen sich als sehr komplex heraus. Nicht nur unter den Sportlern gibt es Neid und Konkurrenzdruck. Als Frau und Sportjournalistin hatte es Lara nicht einfach.

Für den Mord gibt es neben Marc lange keinen weiteren Verdächtigen. Andreas Ermittlungen laufen ins Leere, die Staatsanwältin ist froh, schnell einen Täter präsentieren zu können, und der eigentliche Mörde wiegt sich in Sicherheit -wäre da nicht Jonas, der im Gegensatz zu allen anderen unvoreingenommen an den Fall geht und auch mal um die Ecke denkt. Das aber bringt ihn selbst in Lebensgefahr.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat gleichzeitig mein Interesse am ersten Teil geweckt.

Am Ende darf Jonas nochmals zu Wort kommen. Das Zitat fällt, nachdem ihm sein Vater begründet hat, warum die Jagd notwendig ist.

„...Moralisch finde ich das Ganze trotzdem höchst fragwürdig, denn wie bei den Gämsen gibt es letztendlich auch zu viele Menschen auf dieser Welt, die um ihren Anteil an den endlichen Ressourcen kämpfen. Doch das Reduzieren unserer Bestände ist verboten...“