Rezension

Was geschah damals und hat es mit den heutigen Morden zutun?

Die Party - Jonas Winner

Die Party
von Jonas Winner

Die Party
von Jonas Winner

Das Cover gefiel mir schon, als ich es noch nicht live gesehen habe, schwarzer Hintergrund mit einem Lichtschimmer hinter einem schwarzen Briefumschlag in der eine Blut bespritzte Einladungskarte mit dem Titel des Buches ist. Als ich das Buch dann in den Händen hielt, gefiel es mir gleich noch besser, da sich der Umschlag und die Einladungskarte etwas vom Cover anhebt und sowas liebe ich. Der Untertitel „Wer Glück hat, stirbt als erster“ hat mich sehr neugierig gemacht und auch die Leseprobe hat mir direkt zugesagt. Kurze, knackige Sätze ließen da schon ein hohes Tempo aufkommen. Ich war gespannt, wie es weiter gehen würde und daher freute ich mich sehr, als der Autor mich anschrieb und fragte, ob ich sein Buch vielleicht lesen und Rezensieren möchte, das ließ ich mich nicht zweimal fragen und sagte danken zu.
Ich habe mich gefragt was Brandon vorhat, ich hatte die Erwartung, dass es nicht gutes sein kann, was natürlich auch dem Titel geschuldet ist. Aber auch, dass er wollte, dass alles ihre Kostüme von damals tragen und dass er ihm Album von vor dreißig Jahren blättert und ihn Erinnerungen schwelgt. Ich dachte direkt, er will sich rächen, weil die zehn ihn in seiner Kindheit schikaniert haben. Dass schon zu Anfang steht, dass er nur noch eine Stunde zu leben hat, habe ich gar nicht richtig registriert und erst eben beim Durchblättern bewusst war genommen. Gut er stirbt scheinbar wirklich als erster, was für mich absurd war. Wenn er sie hergelockt hat um sie nach und nach umzubringen, warum sollte er sich als erster umbringen. Ich ging also sehr lange davon aus, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hat. Sonst hat er ja nichts davon, dass die anderen sterben.

Je mehr Party-Gäste sterben, desto mehr fragt man sich und die Gäste fragen sich das auch – wer steckt mit Brandon unter einer Decke. Jeder beschuldigt jeden, man kennt sich ja nach dreißig Jahren gar nicht mehr und mit fortschreitender Stunde traut man es jedem zu. Das fand ich teilweise etwas anstrengend zu lesen. Man hatte das Gefühl, man dreht sich im Kreis und kommt nicht voran.
Wie gesagt ich glaubte nicht daran, dass er tot war. Ich dachte, er hätte sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, nachdem man ihn weggeschleppt hat und beobachtete das Geschehen amüsiert über einen Bildschirm, der die Bilder der versteckten Kameras überträgt. Aber mehr sage ich nicht dazu, nur soviel, wie es endet, darauf wäre ich nicht gekommen.
So hat mir der Thriller sehr gut gefallen. Was ich etwas schade finde, ist, dass man für meinen Geschmack zu wenig aus der Vergangenheit der Gruppe erfährt. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, weniger Wer-ist-der-Täter-debaten und mehr, wie standen die einzelnen Charaktere zueinander, damit sie greifbarer werden. Befremdlich war für mich, dass das Buch in der Gegenwartsform geschrieben ist, ich kann mich nicht so recht daran gewöhnen. Hier sollte es den Leser sicher näher ans Geschehen führen, hat bei mir nicht funktioniert.

Fazit: Für mein Empfinden ein guter Thriller – habe mir auch schon die anderen Bücher des Autors besorgt – der was die Charaktere angeht, aber sehr schwammig ist und bei der Diskussion, wer der Täter sein könnte zu langatmig. Ich habe das Buch aber gerne gelesen, da es zwar grausam ist, was den Charakteren passiert, aber nicht ekelhaft (ausführlich) geschildert wurde.