Rezension

Weit weg von Romeo & Julia

I'll look for you, Everywhere -

I'll look for you, Everywhere
von Cameron Capello

Bewertet mit 3 Sternen

I'll look for you everywhere von Cameron Capello ist im August 2024 im Fischer Verlag erschienen.
Magdalen kehrt für einige Sommerwochen aus England in ihre italienische Heimat zurück, um an der Hochzeit ihrer Schwester teilzunehmen. Theo, der Sohn der Nachbarn und bester Freund ihres Bruders, reist für die Hochzeit aus den USA an. Schon nach kurzer Zeit ist ein Knistern zwischen den beiden zu spüren, mehr sollten sie nicht zulassen, denn Theo ist auch der Bruder von Magdalens bester Freundin.

Das Cover ist wunderschön gestaltet, die Farben harmonieren, es erinnert stark an Romeo & Julia.
Das Setting hat viel italienisches Flair, mit viel Sonne, Sommer und Meer.
Der Schreibstil ist leicht verständlich, an manchen Stellen ausführlich, aber oft stören abgehackte, unvollständige Sätze den Lesefluss. Die saloppe Sprache zum Thema Sex ist gewöhnungsbedürftig. Es wird suggeriert, Sex sei nur ein Akt ohne Gefühle, sozusagen nur zur Befriedigung der eigenen Lust.

In der ersten Hälfte des Romans passiert nicht viel. Auch die Dialoge sind belanglos. Von der Freundschaft zwischen den Geschwistern ist nicht viel zu spüren. Ein großes Geheimnis, das immer wieder angedeutet wird, soll Spannung erzeugen, was der Autorin aber nur mäßig gelingt.
Die Charaktere sind alle nicht sehr sympathisch, sie haben nicht viele Facetten. Erst spät bekommt man einen Einblick in die tief verletzten Seelen von Magdalen und Theo, trotzdem sind einige ihrer Handlungen nicht nachvollziehbar. Das heißt, sie haben sich nicht weiterentwickelt. Magdalens Naivität wirkt überzogen, zu klischeehaft. Da helfen auch die Einblicke in ihre Gedanken nicht. Theo ist egoistisch und rücksichtslos, Frauen gegenüber, besonders sein Verhalten Magdalens gegenüber ist schwer nachvollziehbar. Trotz der beschriebenen guten Absichten ihr gegenüber.

Fazit: Alles in allem eine große Enttäuschung. Wenig Handlung, belanglose Dialoge, viele Ungereimtheiten. Dem Roman fehlen psychologische Feinheiten. Die Charaktere sind nicht facettenreich, entwickeln sich nicht weiter, Theo ist zu rücksichtslos, Magdalen zu naiv. Das Geheimnis ist mehr ein Familiendrama. Weit entfernt von Romeo und Julia. Das Ende war für mich nachvollziehbar.