Rezension

Wenig Nordseeflair

Leichenblass im Fass -

Leichenblass im Fass
von Joost Jensen

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich lese gern Nordseekrimis aus Ostfriesland, weil ich die Gegend sehr gut kenne und so interessierte mich auch dieser Krimi sehr. Leider wurde ich enttäuscht, denn wirkliches Ostfrieslandflair will hier nicht aufkommen.
Es geht um die Bierbrauerin Gesine Felber, die mit ihrem Tüdelbräu den norddeutschen Brauwettbewerb gewinnt. Statt die Auszeichnung genießen zu können, wird ihre kleine Kneipe von auswärtigen Sauftouristen überrannt und ihr Konkurrent von der Dünenhopfen-Brauerei will ihr ein Kooperationsangebot machen. Doch dann liegt der Mann tot in einem Bierfass auf Gesines Hof und sie gerät unter Mordverdacht.
Schon die Lokalität ist falsch, denn es gibt in Ostfriesland keine Dreiseithöfe, sondern langgestreckte Gulfhöfe. Und die sind nur in Ausnahmefällen mit Reet gedeckt, meist einfach mit roten Ziegeln. Die "echten" Orte wie Großheide oder Norden scheinen mir einfach aus dem Straßenatlas herausgepickt zu sein, da kommt nichts von den Orten wirklich rüber. Die Polizeistation liegt z.B. in einem wunderschönen alten Haus am Marktpatz von Norden, aber es wird davon nichts erwähnt. Auch die Rolle der Touristen wird vollkommen falsch dargestellt. Sauftouristen findet man vielleicht an den langen Wochenenden auf Norderney oder sonst am Ballermann, Ostfriesland ist eher ein Feriengebiet für Familien. Und die sind um 20 Uhr von den Straßen verschwunden.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass da jemand auf der Ostfrieslandkrimiwelle mit schwimmen will, doch er geht ganz schnell unter. Um die nächsten Bände werde ich einen großen Bogen machen.