Rezension

Weniger wäre vermutlich mehr gewesen

The Run. Die Prüfung der Götter -

The Run. Die Prüfung der Götter
von Dana Müller-Braun

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch klang im ersten Moment nach einem absoluten Knaller. Götter, Wendungen und Überraschungen. High-Fantasy vom Feinsten.
Natürlich darf die Liebesgeschichte nicht fehlen — aber dazu später mehr.
Der Einstieg in die Geschichte lief dann doch nicht so geschmeidig wie ich es mir gewünscht habe.
Ich hatte ziemlich große Probleme Zusammenhänge zwischen Figuren, ihren Fähigkeiten und der Kultur an sich herzustellen, obwohl die Welt an sich sehr interessant wirkte. Vielleicht hätte eine kleine Vorgeschichte geholfen, um die Situation besser verstehen zu können. Einen richtigen Durchblick hatte ich leider gar nicht.
Zwischenzeitlich fielen mir einige Ungereimtheiten auf, die für mich keinen wirklichen Sinn ergeben haben. Da ich ungern spoilern möchte, werde ich diese hier allerdings nicht benennen, weil es schon recht viel verraten würde.
Was mich allerdings am meisten gestört hat waren die Figuren.
Ich konnte überhaupt keine Bindung zu ihnen aufbauen. Sie haben mich absolut kalt gelassen, vollkommen egal was mit ihnen passiert ist.
Bei der Protagonistin drehte sich alles nur um ihren Bruder, was auf dauer ziemlich anstrengend und eintönig wurde. Auch ihre Gespräche mit anderen, verliefen sehr oft in eine Richtung.
Nach einer Weile wurde mir dieses "Ich bin schwach"-"Nein, bist du nicht"-Gerede zu nervig. Und diese Naivität stellenweise...Aua...
Jetzt aber zur Lovestory, bei der ich genauso wenig Durchblick hatte wie bei allem anderen. Einerseits wirkte es nicht sonderlich glaubwürdig und sehr undurchsichtig, andererseits hat es gegen Ende hin immerhin etwas Sinn ergeben.
Bloß auf das ständige Hin und Her hätte ich gerne verzichtet.
Die Handlung an sich ist schnell und voll beladen, was im Gegenzug dazu führt, dass es sich überhaupt nicht zieht. Leider hatte ich oft das Gefühl, etwas überlesen zu haben, weil einfach so unfassbar viel in einer kurzen Zeitspanne passiert ist. Auch der eigentliche Showdown ging ziemlich schnell vorbei und hat mich eher "unbefriedigt" zurück gelassen. Da habe ich mit Abstand mehr erwartet.
Ich persönlich hätte es vermutlich besser gefunden, wenn man sich zwei Bände Zeit für die Geschichte genommen hätte und stellenweise näher ins Detail gegangen wäre, um die Welt und vielleicht sogar die Vorgeschichte des Runs, über den man im Endeffekt sowieso viel zu wenig weiß, genauer zu erklären. Die Story hätte dies wirklich verdient!
Ich finde das Buch wirklich nicht schlecht. Aber auch nicht überragend, weil es selbst nach dem Ende nicht alle Fragen beantwortet und stellenweise fast schon gehetzt wirkt.
Die Grundidee ist der Knaller, bloß fehlt an vielen Stellen die Tiefe, um Verständnis für die Welt und die Kultur zu entwickeln.
Oh, und was mir noch einfällt. Die Fähigkeiten...
Ich habe die meisten bis zum Schluss nicht wirklich kapiert. Auch da hätte es geholfen, sie näher zu erläutern, statt bloß mit ihren Bezeichnungen/Namen um sich zu werfen.

Insgesamt betrachtet...gute Geschichte, bietet Wendungen (die mich persönlich nicht überrascht haben, aber trotzdem super in die Story passten) und ist angenehm zu lesen, auch wenn ich mich doch ziemlich konzentrieren musste und es stellenweise echt verwirrend war.
Trotzdem spricht absolut nichts dagegen, es nicht zu lesen.