Rezension

Wenn dich die Vergangenheit einholt und alles zerstört

INSEL - Ragnar Jonasson

INSEL
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht’s? Ein neuer Fall für die Kommissarin Hulda: Ein Mädchen kommt auf einer einsamen Insel zu Tode. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Mord. Ein Mord, der auf ein Verbrechen zurückweist, das vor 10 Jahren begangen wurde. Ein Verbrechen, bei dem ein weiteres Mädchen zu Tode kam, dessen Bruder und Freunde gemeinsam auf der Insel an den Verlust erinnern wollten. Ist einer von ihnen für den Tod der Freundin verantwortlich?

Meine Meinung:

„Insel“ von Ragnar Jónasson ist der zweite Teil seiner Thrillerserie um die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir. Der Hinweis, mit dem dritten Teil der Serie zu beginnen und quasi rückwärts zu lesen, ist wirklich hilfreich, da dieser zweite Teil ansonsten tatsächlich Teile aus dem dritten vorwegnimmt. Dieser Teil hat mir zudem deutlich besser gefallen als der dritte, was vielleicht daran liegt, dass ich inzwischen in die doch ungewohnten Namen der Personen und Orte reingekommen bin.

Auch hier gefällt mir gut, wie der Autor die Landschaften und Szenerien darstellt. Allein durch die Beschreibung der Örtlichkeiten, wie hier der einsamen Insel, bringt er unheimlich viel Stimmung schon in die Geschichte rein, die er mit den beteiligten Personen und den Geschehnissen dann noch verstärkt. Und in diesem Teil war von Anfang an eine unterschwellige Spannung zu fühlen, die sich mit jeder Seite intensivierte. Hulda mag ich inzwischen richtig gerne. Die Kommissarin, die aus einem One-Night-Stand hervorging und sich in diesem Teil nach dem Verlust ihrer Mutter zudem auf die Suche nach ihrem Vater begibt. Den Part fand ich im Epilog dann auch besonders emotional. Hulda, eine einsame, aber starke Frau, die keine Freunde zu haben scheint, was mir besonders leidtut. Sie lebt nur für die Arbeit, und die macht sie wirklich gut. Ich hoffe, dass ihr Einsatz auch karrieretechnisch doch noch von Erfolg gekrönt sein wird.

Der Fall selbst hat es ebenfalls in sich. Es beginnt mit einem Fall Ende der 1980er Jahre, einem weiteren Tod Ende der 1990er Jahre und langsam führen die Fäden immer enger zueinander. Wir haben es mit Korruption und gefakten Zeugenaussagen zu tun. Mit skrupellosen Polizisten, die für ihre Karriere über Leichen gehen und mit Menschen, die nach Jahren doch noch zu ihren Fehlern stehen. Und zudem mit einem Fall, der durch die vielen Twists unheimlich spannend ist; ich habe jede einzelne Seite verschlungen – und noch so viele Fragen offen. Zu Robert. Zu Lydur. Zu den Hintergründen. Zum Glück liegt Teil 1 – den ich auf Empfehlung als drittes lesen werde – bereits auf meinem SuB und ich werde direkt beginnen in der Hoffnung, Antworten zu bekommen! Jónasson ist ein Autor, der wirklich weiß, wie er Orte und Menschen in Szene setzt, um seine LeserInnen zu fesseln.

Fazit:

Ragnar Jónassons zweiter Teil der Thrillerserie um Hulda führt diese auf eine „Insel“, auf der ein schrecklicher Unfall geschah. Oder war es doch ein Mord? Auch hier nutzt der Autor wieder gekonnt die Beschreibung der Landschaft, um eine unterschwellige Düsternis hervorzubringen, die das weitere Geschehen, die Szenerien und die Personen noch tiefer unter die Haut gehen lassen. Zudem verknüpft er Vergangenheit und Gegenwart perfekt miteinander, baut Twists und Verwicklungen ein, die mich absolut fasziniert haben und bringt auch Huldas persönliches Schicksal mit ins Spiel, was einem die einsame Kommissarin noch sympathischer macht. Ich habe dieses Buch verschlungen, war absolut mitgerissen und habe am Ende mehrmals geschwankt, wer denn nun der Täter ist.

5 Sterne für diese perfekte Szenerie des Grauens auf Island!