Rezension

Kein Thriller, aber spannende Ermittlungen in einem Mix aus Gegenwart und Vergangenheit, Gut und Böse innerhalb der Polizeistrukturen und einer tragischen Hauptfigur auf der mystischen Insel

INSEL - Ragnar Jonasson

INSEL
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 4 Sternen

Vier Freunde treffen sich nach zehn Jahren wieder, um auf einer entlegenen Jagdhütte dem Tod ihrer Freundin Katla zu gedenken. Sie war 1987 in im Sommerhaus der Familie getötet und ihr Vater als Mörder verhaftet worden. Die Stimmung unter den ehemals guten Freunden ist angespannt, da die vier seit der Tat damals keinen Kontakt mehr zu einander hatten. Sie verbringen den Abend gemeinsam, trinken Alkohol und finden am nächsten Morgen eine von ihnen tot auf. Klara ist in der Nacht unbemerkt von den Klippen gestürzt, wofür die drei Freunde keine Erklärung haben. 
Kommissarin Hulda Hermannsdóttir aus Reykjavík nimmt die Ermittlungen in dem Todesfall auf, wobei sich bald herausstellt, dass es sich nicht um einen tragischen Unfall oder gar Suizid gehandelt hat, sondern Klara durch Fremdeinwirkung gestorben ist. Als Täterin oder Täter kann nur einer der drei anderen in Frage kommen, denn sie waren zu dem Zeitpunkt allein auf der Insel. Erneut scheinen die drei Freunde durch einen Mordfall verbunden zu sein. Hulda kann nicht umhin zu denken, dass es einen Zusammenhang geben muss?

"INSEL" ist nach "DUNKEL" der zweite Band der HULDA-Trilogie, einer Thriller-Reihe aus Island, die zeitlich rückwärts erzählt wird.
Während Hulda im ersten Teil in den Ruhestand versetzt wurde, ist Hulda nun knapp 50 Jahre alt und wurde gerade bei einer Beförderung ungerechterweise gegen einen männlichen Kollegen umgangen. Dabei arbeitet Hulda nach dem Suizid ihrer Tochter und dem Tod ihres Ehemannes akribischer als andere, denn die Arbeit ist ihr einziger Lebensinhalt. 
In der Hoffnung, sich zu beweisen und doch noch Karriere zu machen, nimmt sich Hulda des aktuellen Falles an, auch wenn ihr Vorgesetzter, der den Fall der Toten Katla aufgeklärt hatte, ihren Tatverdacht nicht unterstützt. 

Der Roman ist zu Beginn aus wechselnden Perspektiven geschrieben, schildert Ereignisse aus dem Jahr 1987, bevor ein Zeitsprung erfolgt und die vier Freunde im Herbst 1997 zu einem Wiedersehen auf einer abgelegenen Insel zusammenkommen, wo sich der Todesfall ereignet. 
Der Fokus wechselt sodann auf Hulda, ihrem Instinkt und den Ermittlungen im Dall der toten Klara. Aufgrund der vorangegangenen Schilderungen hat die/ der LeserIn einen Wissensvorsprung gegenüber Hulda, weshalb der Roman ein wenig an Spannung einbüßt. 
Die Ermittlungen, Befragungen und Verdächtigungen sind schlüssig und nachvollziehbar, so dass man als LeserIn schnell auf der richtigen Spur ist und darauf wartet, dass der oder die Täter entlarvt werden. 
Wie schon "DUNKEL" ist auch "INSEL" kein Thriller, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Aufklärung der Kriminalfälle und den Ermittlungen aus Sicht von Hulda. Hierbei entsteht kein Nervenkitzel oder ein Gefühl für Gefahr. Dennoch reizt die Geschichte durch die Kombination aus Gegenwart und Vergangenheit, die Aufklärung der beiden Todesfälle, das Spiel zwischen Gut und Böse innerhalb der Polizeistrukturen, der tragischen Figur Hulda und die düstere und kühle Atmosphäre sowie anschauliche Beschreibung der entlegenen Orte auf der mystisch anmutenden Insel Island.