Rezension

"Westside Blvd. - Entführung in L.A." von Torsten Hoppe

Westside Blvd. - Entführung in L.A. - Torsten Hoppe

Westside Blvd. - Entführung in L.A.
von Torsten Hoppe

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Heather ist durch einige glückliche Zufälle in die Film-und Fernsehbranche gerutscht und spielt nun die Rolle von Dana Burton in der Daily Soap "Westside Blvd". In Richard Kent, dem prominentesten Schauspieler am Set, der Dana Burtons Vater verkörpert, hat sie nicht nur einen Mentor gefunden, der ihr immer wieder zeigt, wie sie ihren Rolle Leben einhauen kann, sondern auch einen Freund. Als sie eines Abends auf dem Weg nach Hause ist, wird sie plötzlich von hinten angegriffen. Als sie wieder zur sich kommt, ist Heather in einem dunklen Kellerverlies eingesperrt. Schnell zeigt sich ihr ihr Entführer, doch der will, entgegen Heathers Annahme kein Geld. Vielmehr ist sein Anliegen doch sehr ungewöhnlich. Denn nach seiner Aussage ist Heathers Vater gar nicht der rechtschaffende und brave Bürger, wie seine Tochter meint. Vielmehr behauptet ihr Entführer, ihr Vater hätte einen anderen Menschen getötet, ein junges Mächen Nachdem er sie brutal vergewaltigt hat...
Meine Meinung
An dieses Buch bin ich auf ganz nette Art und Weise gekommen. Auf dem Blog Lesendes Katzenpersonal habe ich eine Rezension zu diesem Buch gelesen und war sofort angefixt. Also hab ich einen kleinen Kommentar dagelassen und schwups.. hatte ich eine E-Mail im Postfach - vom Autor Torsten Hoppe himself. Ein unglaublich netter Mensch, bei dem ich mich hiermit nochmals für das Buch bedanken möchte.

Als ich das Buch dann auf meinem Kobo hatte, hat es nicht lange gedauert, bis ich darin eingetaucht bin. Und schon der Einstieg in die Geschichte hat mir gut gefallen, denn das Buch beginnt damit, dass ein junges Mädchen von ihrem Vater geschlagen und beschimpft wird. Da ist man als Leser doch gleich mal mitten drin, statt nur dabei. Zwar stellt sich recht schnell heraus, dass es sich dabei um eine Szene aus der Daily Soap "Westside Blvd." handelt, die in dem Moment von Heather und Richard gedreht wird, aber da ist man als Leser dann schon irgendwie neugierig. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung direkt ins Rollen kommt, ohne dass die Entführung, um die es ja geht, ewig auf sich warten lässt.

Die ersten Kapitel sind aus Heathers Sicht in der Ich-Schreibweise erzählt. Somit bekommt man einen wirklich guten Einblick, welche Gefühle Heather erleiden muss, während sie in die Gewalt eines fremden Mannes fällt. Ich glaube, dass man gar keine richtige Vorstellung davon haben kann, welche Ausnahmesituation sich da ergibt, wenn man in von einem wildfremden Menschen aus seiner gewöhnlichen Umgebung gerissen wird und dann auch noch seine Freiheit verliert. Doch Torsten Hoppe hat es geschafft, dem Leser zumindest einen Einblick in ein solches Gefühlschaos zu verschaffen.

Wie gesagt, wurden die ersten Kapitel aus Heathers Sicht erzählt, danach wechselt die Erzählsicht zwischen ihr und Lieutenant Steve Delany, der mit der Aufklärung des Falls betraut ist. Alle Kapitel sind dabei aus der Ich-Sicht des jeweiligen Erzählers geschrieben. Dabei muss ich ehrlich sagen, dass ich mir mit der Erzählweise etwas schwer tat, da die Geschichte aus der Ich-Sicht erzählt wird, aber trotzdem Ansätze eines auktorialen Erzählers aufweist. Als kleines Beispiel habe ich mir einen von Heathers Ausschnitten ausgesucht. Da liegt Heather nämlich im Delirium in ihrem Gefängnis und berichtet dem Leser aber ausführlich, wie der Entführer das Zimmer betritt, obwohl sie im gleichen Satz erklärt, dass sie momentan nicht ganz bei Bewusstsein ist. Das kann man schon so machen, allerdings fand ich das ein klein wenig inkonsequent. Mir persönlich gefällt ein außenstehender Erzähler bei Krimis und Thriller meist sowieso besser, aber das ist jetzt wieder Geschmackssache.
Das Buch wurde grob in mehrere Tage eingeteilt, also die Zeit, in der Heather in der Gewalt ihres Peinigers ist. Diese Tage werden dann abwechselnd von Heather und Steve erzählt. Die Kapitel sind dabei recht kurz gehalten. Der Lesefluss wird dabei vorangetrieben und hat mir ermöglicht, das Buch recht zügig zu lesen.

Die dominierenden Charaktere sind Heather und Steve Delany, der Polizist, der den Fall bearbeitet. Beide haben mir sehr gut gefallen. Obwohl Heather mehr durch Glück als durch Können ihre Schauspielrolle bekommen hat, ist sie dabei doch auf dem Teppich geblieben und eigentlich eine ganz normales, liebes Mädchen. Obwohl sie durch ihre Entführung und ihre Gefangenschaft einen relativ geringen Aktionsradius hat, spielt sie immer wieder aktiv eine Rolle für das Geschehen.
Steve Delaney dagegen kam mir eher etwas ruhig und introvertiert vor, hat seine eigene kleine Hintergrundgeschichte, die weder zur ausgeprägt ist, noch in sonst einer Form den Verlauf der Geschichte stört. Das ganze Polizei-Team fand ich insgesamt unglaublich gelungen, da Steve noch sein Partner und eine Psychologin zur Seite stehen

Die Geschichte an sich war an einigen wenigen Stellen schon vorhersehbar, aber genauso viele Überraschungen gab es auch. Torsten Hoppe hat sich eine ausgeklügelte Hintergrundgeschichte ausgedacht und nicht nur eine 08-15-Lösegeldforderung aus dem Hut gezaubert. In der Mitte des Buches hatte der Spannungsbogen meiner Meinung nach einen kleinen Abfall. Mit der Entführung beginnt der Verlauf gleich actionreicht und auch das Ende hat mir gut gefallen, da es da nochmal so richtig abging. Nur im Mittelteil hätte vielleicht die eine oder andere Szene kürzer gefasst werden können. Trotzdem handelt es sich um eine insgesamt spannende Geschichte. Außerdem hat mir wirklich gut gefallen, welche Entwicklung vor allem Heather durchmacht. Da kam mir direkt der Spruch "Der Mensch wächst an seinen Aufgaben" in den Sinn.

Zum Schluss sei noch erwähnt: der eine oder andere Selfpublisher darf sich gerne eine Scheibe von Torsten Hoppe abschneiden, denn er beweist mit seinem Buch, dass man auch ohne Verlag und Lektor ein Buch veröffentlichen kann, das nicht vor Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern strotzt.
Mein Fazit
Westside Blvd. - Entführung in L.A." ist eine spannende Entführungsgeschichte mit einer neuen Hintergrundgeschichte. Die Charaktere haben mir durch die Band weg alle gut gefallen und vor allem Heather macht eine beeindruckende Entwicklung durch. Ich habe das Buch in kürzester Zeit gelesen und dabei eine wirklich schöne Lesezeit gehabt. Wer einen abwechslungsreichen Krimi sucht, der mal einen etwas anderen Plot aufweist, der ist mit Westside Blvd. wirklich gut bedient.