Rezension

Wieder besser als der Vorgänger

Gegensätze ziehen sich aus - Kerstin Gier

Gegensätze ziehen sich aus
von Kerstin Gier

Bewertet mit 4.5 Sternen

Band eins Die Mütter-Mafia hat mir sehr gut gefallen, da es nicht nur unterhaltsam war und mit Humor punkten konnte, sondern auch damit, dass es nicht zu kitschig wurde. Zwar waren viele Dinge vorhersehbar, dennoch wurde ich wunderbar unterhalten. Der zweite Teil hat mir aufgrund von mehreren Kleinigkeiten nicht mehr so gut gefallen. So fehlte z.B. der Spannungsbogen, die Beziehung der Hauptperson Constanze hat sich beinahe lächerlich langsam entwickelt, manche Namen von Figuren und Tieren waren überzogen und die Konfrontationen mit der Mütter-Mafia kamen zu kurz.
Zwar tauchen hier die überzognen Namen zwangsläufig auch wieder auf, doch zum Glück nicht in der geballten Masse und auch die Konfrontationen mit der Mütter-Mafia hätten immer noch viel zahlreicher sein können, doch das Buch ist in sich wesentlich runder. Ich hatte zwar auch hier immer noch das Gefühl mehr Alltag zu erleben, aber es passierte wenigstens etwas und durch Constanzes Fund eines Knotens in der Brust war auch etwas wie ein Spannungsbogen zu erkennen. Ich habe nach der Lektüre des Klappentextes gedacht, der Schwerpunkt würde nun hier auf der Gründung des Ladens liegen, doch auch dieses Thema geht im gesamten Alltagsgedöns unter. Doch dies hat mich im Grunde nicht gestört, lies sich dieses Buch doch wunderbar einfach lesen und so kam es auch, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe – ich schätze es sehr, dass es solche Bücher gibt! Die Lektüre hat mir sehr viel Spaß und Freude bereitet. Wenn ich auch an einer Stelle gedachte habe: “Jetzt lässt Frau Gier ihre Constanze aber ganz schön blöde werden!” Sie hat nämlich – wohlwissend, dass ihr Freund ihre Eltern unbedingt kennen lernen möchte – die Situation so hingedeichselt, dass sie drum herum gekommen wäre, wenn er nicht spontan vorbei gekommen wäre. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet, also, dass das Paar sich fürchterlich zerkracht – und da würde mein Verständnis sicher nicht bei Constanze liegen – und sie sich mühselig wieder zusammenraufen müssen. Doch zum Glück haben sich die Eltern auf eine Weise verhalten, die Raum zur Interpretaion offen lässt. So hat sich Gier wie ich finde sehr geschickt gerettet – denn das über die Figuren aufregen kann auch sehr unterhaltsam sein!
Erst dachte ich, dass der Titel mal wieder voll am Buch vorbei gegangen sei – oder anders herum, wie man’s nehmen möchte – doch dann taucht diese Forumlierung tatsächlich auf! Wirklich gelungen!

Fazit: Kerstin Gier kann wunderbar schreiben, so dass sie einen auch mit völligen Belanglosigkeiten an der Stange halten und man sich bei der Lektüre daher wunderbar entspannen kann. Im Vergleich zum Vorgänger war dieser Band wieder runder und in sich schlüssiger, wenn auch immer noch kein zentrales Thema vorliegt. Doch dieses Buch brauchte dies auch nicht. Es ist so gut geschrieben, dass es sich beinahe von selbst liest und mich dabei auch noch wunderbar unterhalten hat.