Rezension

Wieder einmal gut und spannend!

Finstere Havel -

Finstere Havel
von Tim Pieper

Bewertet mit 5 Sternen

Hauptkommissar Toni Sanftleben in Höchstform...

Tim Pieper hat sich mit seinem 5. Havelkrimi „Finstere Havel“ erneut gesteigert. Es ist zwar eine Reihe, aber die Krimihandlungen sind jeweils abgeschlossen und man kann jederzeit einsteigen.

Diesmal ist die Handlung besonders verzwickt: eine junge Frau wird tot am Steuer ihres Autos aus der Havel geborgen. Hauptkommissar Toni Sanftleben und sein Team müssen die Frage klären, ob es Suizid, Unfall oder gar Mord war…

Die Tote (Melanie Berndt, 34 Jahre jung) war Biologin und setzte sich sehr für den Naturschutz ein. Gleichzeitig gehörte sie zu den hochsensiblen Menschen und ertrug schlecht Licht und (laute) Geräusche. Deshalb erscheint es logisch, dass sie sich in die Einsamkeit zurückgezogen hatte und als Hobby nachts Sterne beobachtete. Aber Melanie war auch Mutter ihrer 5-jährigen Tochter Josefine, die beim Vater lebt. Um Josefine geht es auch in einem strittigen Sorgerechts- und Umgangsverfahren. Melanies Mann hat bisher nicht akzeptiert, dass Melanie sich von ihm trennen möchte und benutzt die gemeinsame Tochter gewissermaßen als „Faustpfand“, damit Melanie in den Familienhaushalt zurückkehrt.

Wir erfahren als Leser*innen viel über Melanie, da der Autor geschickt Kapitel einschiebt, in denen wir einiges aus der Sicht von Melanie erfahren - dadurch sind wir dem ermittelnden Team immer ein Stück voraus… So etwas liebe ich ja!

Toni und sein Team – wie immer - Gesa und Phong ermitteln offen in alle Richtungen – je tiefer sie einsteigen, desto mehr Verdächtige finden sie – und der Autor schafft es brillant, uns in die Ermittlungen einzubeziehen, so dass auch wir die Motive und Möglichkeiten der Verdächtigen von allen Seiten beleuchten…Es gibt immer wieder neue Wendungen und Überraschungen, ich gestehe, dass mich Herr Pieper geschickt auf eine falsche Spur gelenkt hatte… Bis unmittelbar vor dem Ende ist immer noch nicht geklärt: Suizid, Unfall oder Mord, wenn ja, durch wen? Aber dann: ein fulminantes Finale – und alle Puzzlestücke ploppen wie von selbst zusammen!

Aber ich war auch beeindruckt davon, dass Tim Pieper in einem Krimi Themen wie Hochsensibilität, Stalking, strittige Scheidungen und Umgangsrecht einfließen lässt – und das in einer sehr sensiblen und respektvollen Art und Weise. Wir erfahren „nebenbei“ auch viel über Naturschutz und Renaturierung der Havel, bzw. Gewässer im Allgemeinen.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, es war wirklich bis zum Schluss spannend und ich konnte gut mitraten (ok, zwar falsch gelegen – hat aber Spaß gemacht!) und das Ende war logisch und gut durchdacht, deshalb kann ich das Buch nur wärmstens weiterempfehlen.

Was ich bisher nicht wusste: der Autor hat auch zwei historische Krimis geschrieben, mit denen werde ich mir die Zeit bis zum nächsten Havel-Krimi vertreiben…