Rezension

Wunderbare Ergänzung zu den Büchern!

Die Legenden der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Legenden der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Immer wieder spielen in den Abenteuern von Jacob, Emma und Miss Peregrine die Legenden der besonderen Kinder eine Rolle. Die Idee, diese in der Handlung vorkommenden Erzählungen niederzuschreiben und ebenfalls zu veröffentlichen, ist nicht neu. Auch große Autorinnen wie J.K. Rowling oder Cornelia Funke veröffentlichten Märchen und Legenden, um ihren Fans noch einen tieferen Einblick in ihre Lieblingsgeschichten zu geben. Die Märchen von Beedle dem Barden oder Mein Reckless Märchenbuch sind Beispiele für erfolgreiche Spin-offs zur Originalgeschichte. Als bekannt wurde, dass Die Legenden der besonderen Kinder herauskommen sollte, habe ich mich als Fan der Trilogie wahnsinnig gefreut. Für mich sind die Kurzgeschichten eine ideale Ergänzung zu den Büchern, auch wenn sie keinen Bezug auf bekannte Figuren nehmen. Ich werde euch im Folgenden die einzelnen Geschichten kurz vorstellen, die dahinterstehende Moral umreißen und euch verraten, wie sie mir gefallen haben.

Die edlen Kannibalen: Diese Legende spielt zu einer Zeit, in der die Besonderen sich noch nicht in Zeitschleifen verstecken mussten, sondern noch frei und unabhängig lebten, ihrer Arbeit nachgingen und das wenige, was sie zum Leben benötigten, schätzten. Diese Geschichte ist als Einstieg in das Buch ziemlich schockierend, denn die Besonderen waren nicht zu jeder Zeit so besonnen und bescheiden, wie die Kinder bei Miss Peregrine es waren.

Die Prinzessin mit der gespaltenen Zunge: Die Prinzessin ist eine Besondere, die die Abneigung eines jeden Werbers, der um ihre Hand anhalten möchte, deutlich zu spüren bekommt. Ihre Besonderheit ist ihr anzusehen und entstellt sie. Dennoch ist die Güte eine Eigenschaft, die jeder Besondere in sich trägt, auch wenn ihm Ablehnung und Abscheu entgegengebracht wird.

„Könnte es tatsächlich wahr sein?“, fragte die Prinzessin. „Ist er so besonders wie ich?“ „Ich würde sagen, dass es sich herauszufinden lohnt“, sagte die Zofe. (S. 50)

Die erste Ymbryne: Nicht nur Millard, eines von Miss Peregrines besonderen Kindern, ist der Meinung, dass die Geschichte über die erste Ymbryne die wichtigste von allen bekannten Legenden ist. Auch mir hat diese Legende am besten gefallen, denn sie enthält Hintergrundinformationen über die geheimnisvollen Menschenvögel und die Entstehung der Zeitschleifen.

Die Geisterfreundin: Hildy hat die besondere Eigenschaft Geister zu sehen. Zu lange ist der verstorbene Geist ihrer Schwester ihre beste Freundin, sodass sie keine anderen, menschlichen Freunde findet. Doch Besondere sind nicht dafür bestimmt alleine zu sein. Sie müssen nur jemanden finden, der sie so akzeptiert wie sie sind. Die Geschichte von Hildy ist teilweise ziemlich traurig, aber umso gelungener ist das glückliche Ende.

„Ich will keine Insel sein, ich will normal sein!“ „Aber wir beide sind nicht normal“, beharrte sein Vater. „[…] Es gibt kein Heilmittel. Dies ist unsere natürliche Gestalt.“ (S.112)

Cocobolo: Cocobolo – ein Name, den wahrscheinlich noch keiner von euch zuvor gehört hat. Nun, einem Besonderen in den Legenden wird dieser Name einerseits zum Verhängnis, andererseits aber auch zur Erlösung. Diese Geschichte hat mich unendlich gefesselt, sie war dramatisch, fantasievoll und – im wahrsten Sinne des Wortes – besonders.

Die Tauben von St. Pauls: Wer schon einmal die St. Pauls Cathedral  von London besucht hat, kennt sicher ihre ständigen Bewohner: Tauben. Und Tauben sind es auch, die in einer Legende um die Erbauung der Kathedrale eine wichtige Rolle spielen. Aber nur Dank eines Besonderen, ist das heutige friedliche Zusammenleben zwischen Menschen und Tauben an St. Pauls möglich.

„Du denkst, dass Albträume gut sein können?“, fragte Lavinia. […] „Nun, nicht unbedingt gut„, antwortete der Vater. „Aber ich glaube, dass manche Menschen ihre Albträume verdienen, und andere wiederum nicht.“ (S.141)

Das Mädchen, das Albträume zähmen konnte: Manchmal ist die besondere Begabung auch mehr Fluch als Segen, denn sie kann dem Besonderen selbst schaden oder sich der Kontrolle des Besonderen entziehen. Skurril und unheimlich ist nämlich die Geschichte über das Mädchen, das Alpträume bändigen konnte. Sie hat mir besonders gut gefallen und dient als Warnung für alle Besonderen, ihre Macht nicht zu unterschätzen.

Die Heuschrecke: Nicht nur die Besonderen müssen lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen, auch die Familien und Freunde müssen sich auf ein Leben mit ihnen einlassen können. In Die Heuschrecke ist es der Vater eines besonderen Kindes, der seine Lektion darüber lernen muss, dass Leben, egal in welcher Form, kostbar ist.

Es gab einmal zu einer besonderen Zeit einen tiefen, uralten Wald, in dem viele Tiere umherstreiften. Man fand dort Hasen, Rehe, Füchse, wie in jedem Wald, aber auch sehr viel seltenere Tierarten, […] besondere Tiere […]. (S.196)

Der Junge, der Macht über das Meer hatte: Niemand, der besondere Fähigkeiten besitzt, sollte leichtfertig mit ihnen umgehen. Das lernt auch der Junge, der das Meer beherrschen und kommen und gehen lassen kann, wann er möchte. Denn je weniger Menschen von einer Gabe wissen, desto weniger wird man zur Zielscheibe von Habgier und Eigennutz.

Die Geschichte von Cuthbert: Nicht nur besondere Kinder, auch besondere Tiere müssen um ihre Freiheit fürchten. Doch einer hat sich gegen eine geringe Gegenleistung ihrer Rettung verschrieben: Cuthbert, der sanfte Riese. Und auch besondere Tiere besitzen Güte, einen Freund in Not niemals im Stich zu lassen. Eine herzerwärmende Geschichte, die sehr zum Nachdenken anregt!

Fazit & Bewertung

Die Legenden der besonderen Kinder sind ein Muss für jeden Fan der Buchreihe. Die Legenden bieten spannende Hintergrundinformationen und tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der besonderen Kinder. Ransom Riggs entführt den Leser mit jeder Kurzgeschichte in ein spannendes und fantastisches Abenteuer und lässt jedes mit einer Moral für besondere Kinder enden. Also einer Moral für jeden von uns!

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