Rezension

wunderbarer Roman über Stolz, Macht und Schuldgefühle

Die einzige Frau im Raum -

Die einzige Frau im Raum
von Marie Benedict

Bewertet mit 5 Sternen

Hedy Kiesler ist 18, lebt bei ihren Eltern in Wien und ist der gefeierte Star als Sissi-Darstellerin am Wiener Theaterhimmel. Sie besticht ihr Publikum durch ihre Schönheit und ihr Schauspieltalent. So wird auch der wesentlich ältere, reichste Mann Österreichs, Friedrich Mandl, auf sie aufmerksam. Er umwirbt sie, bis sie schließlich auf Anraten ihres Vaters einer Ehe zustimmt. Der Vater hofft dabei, dass dieser einflussreiche Waffenfabrikant seine einzige Tochter vor den Nazis beschützen kann. Schon immer hatte Hedy ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Mit ihm kann sie über alles reden, zeigt dabei einen wachen Verstand. Also stimmt auch sie der Ehe zu, nicht ahnend wie dominant Fritz ist und welche Zwänge er ihr auferlegt.

Mich hat das Buch, besser gesagt die Figur von Anfang an begeistert. Diese junge Schauspielerin, die um die Sicherheit der Familie zu erreichen ihre Bühnenkarriere an den Nagel hängt, hat sicher bei ihrer Einwilligung zur Hochzeit nicht geahnt, wie grausam Fritz in der Ehe sein wird. Er will sich mit ihr schmücken, wirklich reden mit Gästen ist da eher unerwünscht. Ist ihr Ehemann doch übersteigert eifersüchtig, wird in seiner Wut dann oft auch gewalttätig und was das Schlimmste ist, er nimmt ihr ihre Freiheit. Ich fand das sehr erschütternd. Habe aber auch gleichzeitig Hedy dafür bewundert, wie sie ihr schauspielerisches Talent in ihrer Ehe gegen Fritz eingesetzt hat. Nach langer Planung gelingt ihr die Flucht über England nach Amerika, wo sie bald zum Hollywoodstar wird. Der berufliche Erfolg lässt ihre Zweifel und Schuldgefühle jedoch nicht vergehen. So nutzt sie ihr Wissen, das damals durch den ständigen Austausch mit ihrem Vater wie auch durch gelauschte Gespräche während ihrer Ehe mit Mandl zu Ohren gekommen sind, um eine brillante Neuerung der Millitärtechnologie zu entwickeln. Wie sie hierbei vorgeht und welch kluge, beharrliche Forscherin sie ist, fand ich bewundernswert. Schade, dass ihre Berühmtheit ihr hier im Wege stand.

Dieses Buch ist absolut lesenswert und erhält von mir 5 Lese-Sterne.