Zauberhaft
'Die Schule für Tag- und Nachtmagie' ist eine neue Kinderbuchreihe der Autorin Gina Mayer. Die Zwillingsschwestern Nora und Lucy, die bei ihrer Tante und ihrem Onkel wohnen, nachdem ihre Eltern verschwanden, erhalten an ihrem 10. Geburtstag jeweils eine mysteriöse Einladung zu einem Vorstellungsgespräch an einer ihnen unbekannten Schule.
Und so unterschiedlich wie die Schwestern sind, sind es fortan ihre Tagesabläufe, denn Lucy besucht die Schule für Tagmagie und Nora die Nachtakadamie. Beide Schulen befinden sich im selben Gebäude, aber fortan ist die nachtaktive Nora ab dem Spätstück im Lernen neuer, magischer Dinge versunken und Lucy tagsüber.
In Band 1 der neuen Reihe begleitet der Leser vor allem Nora in ihrer Qualifikationsphase in der Nachtakademie. Ihre kleinen Animositäten mit der unnahbaren Mitschülerin Celeste lassen sie vermuten, dass diese hinter den vielen Missgeschicken steckt, die Nora während des Schuljahres passieren. Außerdem lernen die beiden Mädchen, dass es eine gewisse 'Lady Sunshine' gibt, die etwas mit dem Verschwinden ihrer Eltern zu tun hat.
Für kleine Magie-Freunde und angehende Potterheads ist Noras und Lucys Magie ebenso faszinierend wie die Magie in Harry Potter. Gina Mayer hat sich tolle neue Schulfächer und zauberhafte Personen ausgedacht. Das wirkt erfreulicherweise keineswegs abgekupfert, birgt aber dennoch eine vergleichbare, ergänzende Faszination. Meine Mädchen hatten großen Spaß beim Vorlesen und haben gespannt mitgerätselt, wer hier welche Motive haben könnte.
Dass es ein großes Feindbild gibt, das vorerst nur im Hintergrund bleibt, ist eine weitere Parallele zu den Harry Potter Büchern. Es bleibt abzuwarten, ob und nach wie vielen Bänden Gina Mayer hier eine entsprechende finale Konfrontation einbauen wird.
Ich persönlich fand es etwas schade, dass sich das Buch so sehr auf Nora konzentriert hat und Lucys neuer Schulalltag auf den zweiten Band warten muss. Es wäre schöner, wenn man die Gegensätzlichkeiten der Schwestern und ihrer Talente öfter nutzen würde - sei es ergänzend oder humoristisch. Es ist schade - und unnatürlich - dass jede mehr oder weniger für sich selbst kämpft, wo es doch Zwillinge sind (noch dazu ohne Eltern) und gerade Kinder- und Jugendbücher uns doch vermitteln sollten, dass wir nur gemeinsam stark sind.
Ein großes Lob geht an die Illustratorin Mila Marquis - die Bilder, vor allem der farbenfrohe Einband und Vorsatz lassen die Geschichten wunderbar lebendig werden und laden zum Schwelgen und Immer-Wieder-Ansehen ein.