Rezension

Zweimal Eltern

Geteilte Träume -

Geteilte Träume
von Ulla Mothes

Bewertet mit 5 Sternen

Als die junge Ingke erfährt das sie adoptiert wurde, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie ist ein "geraubtes" Kind das heißt ihre Mutter wurde bei der Republikflucht gefasst und das Baby wurde zur Adoption frei gegeben. Mit Hilfe der ganzen Familie versucht sie ihre leibliche Mutter zu finden. Dadurch erfährt sie einiges über das Leben in der damaligen DDR die  in ihrem fünfzehnten Lebensjahr zu Ende ging.
Ich habe in letzter Zeit mehrere Bücher mit dem Thema Leben in der DDR gelesen, mal mehr mal weniger wurde auf die Repressalien eingegangen. Hier gefällt mir das Wenige sehr gut. Mit ganz wenigen Bemerkungen und vagen Beschreibungen schafft Frau Mothes eine Atmosphäre der Beklemmung und Angst entstehen zu lassen. Dieses eher diffuse Gefühl war für mich ungeheuer nachhaltig. Es ist sehr  intensiv gewesen. Bei den deutlicheren Beschreibungen hat sich bei mir großes Mitgefühl eingestellt und Dankbarkeit das ich das nicht erleben musste. Aber damit war die Empfindung zu Ende, bei diesem  Buch halt es immer noch nach. 
Auch was Familie ausmacht wird auf unnachahmliche Art und Weise beschrieben. Nicht nur das alle für einen und einer für alle da sind, sondern auch was der/die Einzelne dafür auf sich nimmt damit die Familie auch so bleiben kann wie gewohnt.
Der Schreibstil hat mich in das Buch hinein gezogen, anders kann ich es nicht beschreiben. Als ob ich auch an diesen Treffen teilgenommen habe, meine Flucht geplant oder  überlegt habe,  wie kann ich mehr erreichen ohne das mir der Staat in die Quere kommt. Ich habe mich in Gedanken über Westpäckchen gefreut und um Freunde gebangt die eine Flucht versucht haben.
Dieses Buch ist ein Highlight nicht nur wegen dem Thema sondern der Stil und die Menschen sind unvergleichlich.