Rezension

Absolut perfekter historischer Roman

Die Teerose - Jennifer Donnelly

Die Teerose
von Jennifer Donnelly

Inhalt:
Wir reisen ins London des Jahres 1888. Die Gesellschaft befindet sich im Wandel, denn die unteren Klassen planen, sich gegen unzumutbare Arbeitszeiten und Hungerlöhne zu wehren. Die ersten Gewerkschaften werden gegründet.

Mittendrin die 17 Jahre alte Fiona, die selbst aus einer Arbeiterfamilie kommt und im ärmeren Viertel Whitechapel mit ihren Eltern und ihren 3 Geschwistern lebt. Fiona arbeitet als Verpackerin in der großen Firma Burton Tea, die eine der Firmen ist, die ihre Mitarbeiter ausbeuten. 

Fiona und ihr Freund Joe, der mit seinem Vater Lebensmittel auf dem Markt verkauft, haben einen Traum: Sie wollen ihre eigene Teefirma gründen. Für diesen Traum sparen sie das wenige Geld, dass sie nicht abgeben, um ihre Familien zu unterstützen.

Als Joe dann plötzlich in der Firma eines reichen Mannes anfangen kann zu arbeiten, ist Fiona sehr skeptisch. Denn die Firma gehört dem Vater von Millie, einem Mädchen, dass hinter Joe her ist. Außerdem muss er so an das andere Ende von London ziehen und die beiden könnten sich kaum noch sehen.
 Doch Joe nimmt das Angebot an, denn er sieht so eine Chance, das Geld für ihren Traum schneller zu sparen.

Natürlich klappt das alles nicht so, wie geplant und Fiona muss plötzlich mit sehr vielen Rückschlägen kämpfen, die sie dazu zwingen, zu ihrem Onkel nach New York zu fliehen.

Persönliche Meinung:
Schon länger liegt dieses Buch auf meinem SuB, denn ich habe mich einfach nicht daran getraut. Als ich dann vor kurzem ein Video über historische Romane sah, hatte ich plötzlich total Lust, dieses Buch zu lesen. Project 10 Books wurde erst einmal unterbrochen und ich kramte mir dieses Buch aus dem Regal. Schadet ja dem SuB nun auch nicht.

Ich war erst skeptisch, denn ich bin in Geschichte nie besonders gut gewesen und habe daher immer eine gewisse "Angst" vor historischen Romanen. Doch dieser hier hat mir recht schnell gezeigt, dass dieses Genre mir durchaus doch liegt!

Als erstes muss ich sagen, dass der Schreibstil in diesem Buch wirklich sehr "einfach" ist und ich daher dieses Buch auch für "Einsteiger" in das Genre empfehlen kann. Ich bin ja selbst quasi einer. Man fliegt nur so durch die Seiten und es gibt keine einzige Seite, an denen das Buch irgendwie langweilig ist. Auch wenn gerade mal weniger passiert.

Man bekommt einen sehr guten Einblick in die Zeit und ich konnte mir London richtig bildlich vorstellen, wie es damals wohl ausgesehen hat. Teilweise habe ich hier sogar gemeint, dass ich die Themse förmlich riechen kann. Auch New York wird uns hier nahe gebracht, wobei ich mich dafür nicht so sehr begeistern konnte.
 Natürlich hat das Buch dahingehend auch einen gewissen "Lerneffekt", zumindest hatte es das für mich. Für jemanden, der sich in Geschichte so richtig gut auskennt, wird das wohl nicht der Fall sein.

Ich fand es teilweise auch sehr erschreckend, zu lesen, wie die Menschen damals gelebt haben. Womit sie auskommen mussten und was schon als Luxus galt. Dinge, die wir uns mal eben zwischendurch einfach kaufen, mussten dort zusammen gespart werden. Mal eben neue Klamotten shoppen? Nein, nur wenn man sie gar nicht mehr flicken kann. Mal einfach zum Arzt gehen? Nein, nur wenn man gerade genug Erspartes hatte um diesen auch zu bezahlen. Hatte man dies nicht, musste man hoffen gesund zu werden, es auf kriminelle Art und Weise beschaffen oder dabei zusehen, wie geliebte Menschen an der Krankheit sterben. Dies und noch vieles, wird hier wirklich anschaulich übermittelt.

Dann haben wir hier mit Fiona eine sehr starke Protagonistin. Das junge, schüchterne Mädchen wird vom Schicksal geprägt und zu einer starken Frau. Die Wandlung war einfach klasse! Ich habe Fiona so sehr in mein Herz geschlossen, dass ich wirklich sehr traurig war, als ich vorhin die letzten Seiten gelesen habe.
Auch alle anderen Charaktere sind einfach toll und ich habe sie auf fast 700 Seiten lieben gelernt.
Natürlich dürfen die Bösewichte nicht fehlen. Neben "Jack the Ripper" treffen wir durchgehend auf andere zwielichte Gestalten, so dass auch in der Hinsicht bis zur letzten Seite immer Spannung vorhanden ist.

Und natürlich darf hier die Liebesgeschichte nicht fehlen! Und die finde ich einfach vollkommen gelungen. Sie ist stets präsent, aber nicht zu aufdringlich. Ich habe das ganze Buch über mit Fiona mitgefühlt und gehofft. Herzschmerz und Freude wechseln sich hier so rasant ab, es ist die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle. Hach, einfach toll!

Fazit und Bewertung:
Für dieses Buch kann ich gar nichts anderes als 5 Sterne