Rezension

Absolut ungewöhnliche Phantastik

Der Tag, an dem Hope verschwand - Claire North

Der Tag, an dem Hope verschwand
von Claire North

Bewertet mit 5 Sternen

„Wer immer du bist: Dies ist meine Geschichte. Dies ist meine Wahrheit. Lies und vergiss mich nicht.“

Hope Arden hat eine Gabe. Sie wird von anderen Menschen nur wahrgenommen, so lange sie sie sehen. Schließt man nur für eine Minute die Augen, hat man komplett vergessen, ihr begegnet zu sein. Als sie 16 war haben ihre Eltern sie vergessen. 
Wenn sich niemand an einen erinnert, ist es unmöglich einen Schulabschluss zu machen, Vorstellungsgespräche sind müßig, nach Jobs muss man gar nicht erst fragen, allerdings kann man sich leicht durch Diebstähle über Wasser halten. Hope ist eine Meisterdiebin. Sie kann sich problemlos als Journalistin ausgeben und schon ist sie auf einer angesagten Party, wo die Reichen und Schönen ihre Klunker zur Schau stellen. Ehe jemand Zweifel anmelden kann, hat er sie vergessen.

Um reich und schön zu werden, benutzt man gerade die „Perfection-App“, die ganz individuell das Leben der Anwender zum Erfolg steuert. 
„Haben Sie Perfection? („Ach du meine Güte“, schwärmte die Frau mit der chirurgisch optimierten Taille. „Es hat mein Leben verändert.“) („Es geht nicht nur darum, dass ich auf mich achte“, fügte der Mann hinzu, dem ich Champagner nachschenkte. „Es geht darum, Leute zu treffen, die so sind wie ich. Die Crème de la Crème.“)“

Manchmal ist es praktisch, wenn man sofort wieder vergessen wird, aber es ist auch einsam, sehr einsam. Oft fragt sich Hope, wer ist sie überhaupt? Kann man jemand sein, wenn man nicht wahrgenommen wird? Könnte ihr ein bisschen Perfection helfen, bemerkt zu werden? Fans und Gegner dieser Bewegung kreuzen ihren Weg und bald landet Hope mitten in einem Kampf. Mediengesteuerte Ideale gegen Individualität und Selbstbestimmung. Hope ist ein Ausbund an Individualität, aber will sie so sein?

Wie auch die anderen Bücher von Claire North ist dieses hier eigen. Ein höchst originelles Thema, leicht verstörend mit philosophischem Anspruch mausert sich zu einem Thriller der besonderen Art. 
Der Erzählstil ist etwas schlichter als beispielsweise in „Die vielen Leben des Harry August“, der Humor etwas verhaltener, aber trotzdem ist es wunderbar erzählt. 
Auch dieses Buch habe ich wieder verschlungen. Es ist eine grandiose Mischung aus Spannung, Schicksalhaftem und äußerst ungewöhnlicher Phantastik. 

Kommentare

LySch kommentierte am 29. Oktober 2017 um 22:12

Diese besondere Gabe klingt echt interessant! Deine Rezi macht sehr neugierig! Kenne noch kein Buch der Autorin...

Sursulapitschi kommentierte am 29. Oktober 2017 um 22:26

Musst du unbedingt nachholen.Sie schreibt toll.