Rezension

Abwechslungsreich

Der Lavendel-Coup - Carine Bernard

Der Lavendel-Coup
von Carine Bernard

Bewertet mit 5 Sternen

„...denn in Frankreich hatte zumeist der die Vorfahrt, der am nachdrücklichsten darauf bestand...“

In der französischen Provence lässt der Bankier Fondette die Fresken einer kleinen Kapelle in der Nähe von Carroux freilegen. Für diese Arbeit hatte sich Molly beworben. Dazu schlüpft sie in die Rolle der Kunststudentin Marie. In Wahrheit aber sucht sie einen Zugang zum Finanzimperium des Bankiers, um dort dunkle Machenschaften aufzuklären.

An einem Freitag entdeckt sie beim Entfernen des Putzes über den Fresken eine Zeichnung in Form eines Pfeiles. Auch Pierre, ein älterer Franzose, der mit in der Kapelle arbeitet, sieht dieses Zeichen. Am Montag wird Pierre tot in der Kapelle gefunden. Das Zeichen ist verschwunden.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben, dessen Handlung die Folge eines Geschehens vor fast 100 Jahre ist. Die entdeckte Zeichnung ist ein Gaunerzinken. Mollys Recherchen ergeben, dass im Jahre 1912 in der Kapelle ein Bankräuber erschossen wurde. Das Gold aus dem Bankhaus Fondette wurde nie gefunden.

Die Geschichte lässt sich flott lesen. Das liegt an der spannenden Handlung und den angenehmen Schriftstil. Die Geschehnisse werden von Molly erzählt. Wie obiges Zitat zeigt, verfügt sie stellenweise über einen feinen Humor. Land und Leute werden umfassend beschrieben. Farben und Duft der Provence durchziehen das Geschehen. Die leckere Küche ließ mir mehrmals das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Personen werden gut charakterisiert. Das geschieht durch ihre Taten, nicht durch Worte, denn -Molly kann sich schlecht selbst charakterisieren. Molly nimmt ihre Aufgabe ernst. Sie ist eine Verwandlungskünstlerin. Das ist auch notwendig, denn jemand folgt ihr auf der Spur des Goldes. Andererseits dauert es lange, bis sich Molly Hilfe sucht. Sie mag Alleingänge.

Der Spannungsbogen ergibt sich weniger durch die Suche nach dem Täter, denn dessen Identität hatte ich als Leser bald vermutet, sondern aus Mollys Nachforschungen nach dem Gold. Neben den Recherchen in örtlichen Bibliotheken nutzt sie dazu die moderne Technik. Allerdings hat sie nur ein Handy zur Verfügung. Wie kann man damit eine alte Karte deuten? Gekonnt hat die Autorin die Frage beantwortet. So nebenbei lerne ich dabei einige Orte der Umgebung von Carroux und manch weniger bekannte Sehenswürdigkeit kennen.

Gut gefallen haben mir die Einblicke in den Beginn des Geldwesens, in die Geschichte und die Geschäftsgebaren des Bankhauses und in verschiedene Methoden der Kryptoanalyse. Dabei wird all das allgemeinverständlich und nach vollziehbar erklärt.

Einige Bilder der Örtlichkeiten veranschaulichen die Geschichte.

Das Cover zeigt das typische Bild der Provence mit ihren Lavendelfeldern.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat es verstanden, die Krimihandlung gekonnt in die örtlichen Gegebenheiten einzubeziehen.