Rezension

Alterswerk über einen alternden Protagonisten

Ein sterbender Mann
von Martin Walser

Theo Schadt ist 72 Jahre alt und doppelt erfolgreich: Als Firmenchef und als "Nebenherschriftsteller". Doch da geschieht das Unvorstellbare: Sein Freund verrät seine Geschäftsgeheimnisse und die Firma geht bankrott. Theo verzweifelt an diesem Verrat. In einem Internet-Forum für Selbstmordkandidaten tauscht er sich über seine Sterbewünsche aus. Dabei trifft er auf eine Seelenverwandte. Gleichzeitig begegnet er im realen Leben einer jungen Frau, die ihn fasziniert. Ist doch noch ein Weiterleben denkbar?

Der Klappentext behauptet: "Martin Walsers neuer Roman über das Altsein, die Liebe und den Verrat ist beeindruckend gegenwärtig, funkelnd von sprachlicher Schönheit und überwältigend durch seine beispiellose emotionale Kraft." Leider muss ich einräumen, dass ich diese Perle nicht zu würdigen weiß. Theo war mir nicht sympathisch; gut, das muss ein Protagonist auch nicht. Aber ich empfand ihn als selbstverliebt, geschwätzig und larmoyant, und es fiel mir schwer, seine Briefe und Mails zu lesen - immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Soll das Absicht des Autors gewesen sein? Falls nein, hat er sein eigentliches Ziel bei mir nicht erreicht; falls doch, ist dieses Ziel kontraproduktiv für ein Buch. Die große Literatur, die dieses Buch angeblich darstellen soll, ist wohl leider zu hoch für mich.