Rezension

atmosphärisch dicher Jugendthrillrer

Bis aufs Haar
von K. A. Harrington

Bewertet mit 4 Sternen

Gleich mit dem Prolog steigt K. A. Harrington spannend ein. Morgan trifft unverhofft auf ihren Freund. Der Schock sitzt tief, als dieser angefahren wird und das Auto einfach weiterfährt. Schnell alarmiert Morgan einen Krankenwagen, doch Flynn stirbt.
Drei Monate später ist sie immer noch am Boden zerstört und lenkt sich mit ihrem Hobby ab. Sie fotografiert für ihre Mappe verlassene Orte, um sich für einen Platz im Sommerkurs am College zu bewerben. Zur Seite steht ihr ihre beste Freunde Toni. Sie versucht immer wieder, Morgan bei der Bewältigung ihrer Trauer zu helfen. Eines Nachmittags schlägt sie darum vor, als symbolischen Abschluss auf FreindShare ein Foto von Flynn zu posten. Doch obwohl Flynn nie bei FriendShare war, landet die Gesichtserkennungssoftware einen Treffer. Und als sie das Profil des vorgeschlagenen Evan anklicken, erschrecken sie, denn er sieht wirklich aus wie Flynn. Da Toni einen gemeinsamen Freund hat, entschliessen sie, der Sache auf den Grund zu gehen.

Und von nun an baut die Autorin kontinuierlich Spannung auf, denn sobald Morgan auf Evan trifft, werden immer mehr Fragen aufgeworfen. Sie muss ihren toten Freund hinterfragen und ist sich plötzlich in gar nichts mehr sicher. Waren alles Lügen? Wem kann sie trauen?

Morgan ist eine sehr sympathische Protagonistin. Sie handelt ruhig und überlegt, lässt jedoch nicht locker und will Gewissheit haben, auch wenn die Wahrheit vielleicht schmerzen könnte. Ihre beste Freundin Toni ist dafür eher impulsiv und immer für einen Spass zu haben. Und so ergänzen sich die beiden perfekt, was sie zu einem unschlagbaren Team macht.

K. A. Harrington baut in ihrem Jugendthriller nicht auf blutige Action und Schockmomente, sondern auf eine dichte Atmosphäre und ein passend schauriges Setting. Einst war River's End eine aufblühende Wirtschaftsstadt, doch durch einen Eklat in der örtlichen Stell musste diese die Tore schliessen. Zurück blieben viele Häuser und Anlagen, die nun leer stehen und arbeitslose Menschen, die je länger je mehr verhärmten. 
Diese verlassenen Plätze sind natürlich Anziehungspunkte für die Jugendlichen und so werden in den verlassenen Häuser Partys organisiert oder man trifft sich auf der geschlossenen Minigolf-Anlage oder dem ehemals beliebten Vergnügungspark. Diese zum Teil gruseligen Schauplätze verleihen der Geschichte das besondere Etwas und das Cover bringt das ganze auf den Punkt.

Harringtons Schreibstil lässt sich locker und flüssig lesen, so dass man sehr gut in die Geschichte reinkommt und diese einen sehr schnell packt. Das Setting fasziniert und das Geheimnis will gelüftet werden, so dass man sich von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel liest und gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Fast zu schnell ist das Buch dann ausgelesen, doch ein in sicher abgeschlossener Einzelband ist zwischendurch auch immer schön.

Fazit:
"Bis aufs Haar" beweist, dass auch auf gerade einmal 280 Seiten ein packender Thriller erzählt werden kann. Und da auch noch Freundschaft, Familie und Liebe im Zentrum der Geschichte stehen, ist es sogar mehr als 'nur' ein Thriller. Harrington weiss zu fesseln und spricht ganz bestimmt die Jugendlichen an. Ich für meinen Teil konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich das Geheimnis um Flynn und Evan gelüftet hatte.